Gender-Medizin-Konferenz in Berlin: Transaktivisten bedrohten Wissenschaftler
Eine wissenschaftliche Konferenz zu Fragen der Geschlechtsdysphorie musste in Berlin unter strengen Sicherheitsmaßnahmen stattfinden, da Transaktivisten zu Gewalt gegen Teilnehmer aufgerufen hatten.
Stock war einer der renommierten Teilnehmer der Konferenz, die ins Visier der Transaktivisten geraten waren.
© IMAGO / i ImagesBerlin. – Noch bevor die internationale Konferenz „Youth Gender Distress“ in Berlin begann, tauchten im Internet sogenannte „Fahndungsplakate“ von Teilnehmern auf. Unter der Parole „Know your enemy“ wurden Fotos vermeintlicher „Transfeinde“ in den Farben der Transflagge – rosa auf blau – verbreitet, wie die Zeitschrift Emma berichtet. Ein weiterer Slogan lautete: „Transfeinden aufs Maul!“
Philosophieprofessorin Stock im Fadenkreuz
Unter den Abgebildeten war auch Kathleen Stock. Die britische Philosophieprofessorin ist es dem Bericht nach gewohnt, Zielscheibe von Hetzkampagnen und Morddrohungen zu sein. Transaktivisten hatten sie angegriffen, weil sie das biologische Geschlecht für real hält und sich gegen das in England geplante „Selbstbestimmungsgesetz“ ausspricht. 2021 verließ sie ihre Universität in Sussex, da sie sich aufgrund der massiven Bedrohungen nicht mehr sicher fühlte. Ein Gericht verurteilte die Universität später zu einer Strafzahlung von 558.000 Pfund (645.000 Euro), da sie ihre Professorin nicht ausreichend geschützt hatte.
Jugendpsychiater im Visier
Neben Stock wurden auch Tobias Banaschewski, Direktor der Mannheimer Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, sowie Florian Zepf, Leiter der Jenaer Jugendpsychiatrie, als „Transfeinde“ bezeichnet. Gemeinsam mit weiteren Experten kritisierten beide die neuen Behandlungsleitlinien, die Psychotherapie als „unethisch“ werten und stattdessen auf Medikamente setzen.
„Es ist nahezu absurd, die Psychotherapie als Konversionstherapie abzutun und auf Medikamente und Operationen zu setzen. Und das, obwohl es keine ausreichenden wissenschaftlichen Belege dafür gibt, dass es Minderjährigen nach einer medizinischen Transition langfristig eindeutig besser geht als vorher“, zitiert Emma Banaschewski.
Konferenz musste geheim stattfinden
Vom 11. bis 14. September kamen schließlich rund 100 Teilnehmer in Berlin zusammen. Aus Sicherheitsgründen wurde den Teilnehmern der Veranstaltungsort erst am Morgen mitgeteilt.
Wie Emma betont, sind die Angegriffenen keine Extremisten, sondern international anerkannte Fachleute, die seit Jahrzehnten transsexuelle Menschen begleiten. Steven Levine etwa gründete bereits 1974 eine der ersten Gender-Kliniken in den USA. Susan Bradley gehört ebenfalls zu den Pionieren. Sie eröffnete 1975 eine Klinik für Kinder und Jugendliche.
Fokus auf Wissenschaft statt Politik und Ideologie
Veranstaltet wurde die Konferenz von der „Society for Evidence Based Gender Medicine“ (SEGM). Ihr Grundsatz lautet: „Junge Menschen mit Geschlechtsdysphorie verdienen Respekt, Mitgefühl und qualitativ hochwertige Versorgung, die auf wissenschaftlichen Belegen beruht.“
SEGM-Präsident Roberto D’Angelo stellte dazu klar, dass der Fokus auf Wissenschaft liege, nicht auf Ideologie oder Politik. „Wir verurteilen die Verunglimpfung, Diskriminierung oder Gewalt gegen Transmenschen. Wir stehen für das Recht jedes Mitglieds der LGBTQ+-Community, in Würde, Respekt und frei von Diskriminierung zu leben“, betonte er. Zudem erklärte er, dass man die Entscheidungen, die reife Erwachsene treffen, als „zutiefst persönlich“ respektiere. „Doch wenn es um Kinder geht, ist unser Ansatz zwar mitfühlend, aber auch vorsichtig“. Ihr Ziel sei es, sicherzustellen, „dass die Versorgung von Kindern respektvoll ist, ihren individuellen Entwicklungsstand berücksichtigt und das Risiko irreversibler Schäden minimiert wird“.
Scharfe Kritik von LGBT-Aktivisten und Medien
Breits Wochen vor der Konferenz begann laut Emma die Hetze gegen die Veranstaltung und ihre Teilnehmer. Die „Deutsche Gesellschaft für Trans* und Inter*geschlechtlichkeit“ sprach demnach von der „gesamte[n] Prominenz der weltweit agierenden Transfeinde“ und stempelte SEGM als „Hassgruppierung“ ab. Auch der LSVD habe vor einer „queerfeindlichen Propagandaveranstaltung“ gewarnt.
Unterstützung hätten die Kritiker dabei von der linken taz erhalten, die von „US-amerikanische[n] Propagandatruppen“ sprach. Sie sprach weiter von „Hassgruppen“, die mit „pseudowissenschaftlichen Argumentationen“ gegen „die Rechte von queeren Menschen vorgehen“. Dem Münchner Kinder- und Jugendpsychiater Alexander Korte unterstellte die Zeitung „provokante Außenseiterpositionen“ und „Queerfeindlichkeit“.