Globale Fertilitätsraten: So „gebärfaul“ ist der Westen
In vielen westlichen Ländern überaltert die Gesellschaft aufgrund niedriger Geburtenraten. Dennoch wächst die Bevölkerung durch den Import des Bevölkerungsüberschusses „fruchtbarerer“ Völker.
Nach der Definition der Vereinten Nationen muss jede Frau im Durchschnitt 2,1 Kinder zur Welt bringen, damit eine Bevölkerung in der nächsten Generation erhalten bleibt, wobei dieser Wert aufgrund regional höherer Sterblichkeit schwanken kann. Mit einer zusammengefassten Geburtenziffer von 2,4 Kindern pro Frau wächst die Weltbevölkerung langsamer als noch vor wenigen Jahrzehnten prognostiziert, doch die Verteilung nach Ländern variiert enorm.
Europa: Seid fruchtlos und vermehrt euch nicht
Vor allem die westlichen Länder zeichnen sich durch niedrige Geburtenraten aus. Bereits 2016 lag sie in allen EU-Staaten unter dem magischen „Ersatzniveau“ von 2,1 Kindern, ein Befund, der sich auch bei der jüngsten UN-Erhebung (2021) bestätigte. Am unteren Ende der Skala der EU-27 lagen Malta (1,18), Spanien und Italien (jeweils 1,28), Zypern (1,32) und Portugal (1,36).
Am oberen Ende lagen Frankreich (1,79), Irland (1,77), Rumänien (1,75), Dänemark (1,72) und Estland (1,68). Österreich (1,44) und Deutschland (1,53) lagen mit ihren im weltweiten Vergleich niedrigen Geburtenziffern im EU-Mittelfeld. Das ist deutlich mehr als beim globalen Schlusslicht Südkorea (0,88), aber deutlich weniger als in früheren Generationen.
Pillenknick ließ Fertilität einbrechen
So erreichte die Geburtenrate in Deutschland auf dem Höhepunkt des „Wirtschaftswunders“ während des „Babybooms“ im Jahr 1966 ihren Höchststand (2,53); ähnlich verhielt es sich in Österreich, wo sie 1963 sogar bei 2,82 Kindern je Frau lag. Es folgte der so genannte „Pillenknick“, der diese Werte drastisch senkte.
Interessant ist bei den deutschen Werten, dass es in der ehemaligen DDR im Gegensatz zur BRD zwischen 1975 und 1990 einen zweiten Höhepunkt – allerdings unterhalb der „Ersatzrate“ – gab, bevor die Geburtenhäufigkeit unmittelbar nach der Wende auf 0,8 Kinder sank und sich bis heute wieder angleicht. In den ländlichen Gebieten blieb die Geburtenhäufigkeit etwas höher als in den Städten.
Migrantinnen sind gebärfreudiger
Durch Zuwanderung kehrt sich dieser Trend teilweise um, was in Deutschland in Städten mit hohem Migrantenanteil wie Offenbach und Ludwigshafen sichtbar wird. Auch der „Integrationsbericht“ des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) 2021 stellte fest, dass in Syrien, Irak und Afghanistan geborene Frauen im Schnitt 2,88 Kinder bekamen – deutlich mehr als in Österreich geborene Frauen (1,35). Gebürtige Türkinnen bekamen im Mittel 2,04 Kinder – mehr als Landsfrauen in der Heimat (1,89).
Dieser Effekt zeigt sich in den letzten Jahren auch bei der zusammengefassten Geburtenziffer, die sich in Deutschland und Österreich leicht „erholt“ hat – aber eben nicht durch eine plötzliche Geburtenfreudigkeit der einheimischen Paare. Dennoch würden beide Länder ohne Zuwanderung weiter schrumpfen – und weiter altern. So argumentieren die Befürworter der Massenmigration, auch wenn sich die 2015 verbreitete Hoffnung, dass die Flüchtlinge unsere Renten zahlen, längst zerschlagen hat.
Mittlerweile leben über acht Milliarden Menschen auf der Erde und in den nächsten 50 Jahren wird ihre Zahl voraussichtlich auf zehn Milliarden steigen. Vor allem in Afrika und Asien wächst die Bevölkerung rasch an, während Europa nach wie vor mit einer niedrigen Geburtenrate zu kämpfen hat. Statt die eigene Kinderzahl zu erhöhen, versuchen viele europäische Regierungen, dies durch Einwanderung auszugleichen. In der neuen FREILICH-Ausgabe zeigen wir, was diese Entwicklung für unsere Zukunft bedeutet.
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Afrika: Teils über sechs Kinder pro Frau
Für die nächsten Jahre und Jahrzehnte wird erwartet, dass sich Millionen von Afrikanern auf den Weg nach Europa machen werden. Als Grund dafür wird oft die hohe Fruchtbarkeitsrate genannt. Sie beträgt ein Vielfaches der hiesigen Werte. Spitzenreiter sind Länder wie Niger (6,82), Somalia (6,31), Tschad (6,26), die Demokratische Republik Kongo (6,16) und die Zentralafrikanische Republik (5,98).
Auf dem gesamten schwarzen Kontinent gibt es nur drei Länder, deren Geburtenziffer unter der globalen „Ersatzrate“ liegt: Mauritius (1,41), Kap Verde (1,90) und Tunesien (2,09). Innerhalb Afrikas sind die Geburtenraten in den nördlichen arabischen Ländern tendenziell niedriger, wobei Ägypten mit 2,92 Kindern pro Frau noch immer die höchste Fertilität aufweist.
Mauritius: Einbruch durch politische Intervention
Im Falle von Mauritius ist die niedrige Geburtenrate – etwa auf europäischem Durchschnittsniveau – allerdings nicht naturgegeben, sondern gezielt programmiert. Dort begann die Regierung bereits in den 1960er-Jahren mit einer Familienplanungspolitik, die unter anderem auf Plakaten kinderreiche Familien als verarmte Asoziale und kinderarme Familien als glückliche Familien darstellte.
Danach halbierte sich die Geburtenhäufigkeit rapide: Bekam eine Frau im Inselstaat 1960 noch durchschnittlich 6,12 Kinder, waren es 1977 nur noch 3,06 Kinder je Frau; 1997 fiel sie erstmals unter die „Ersatzrate“ von 2,1 Kindern. Nur auf den Malediven brach die Geburtenhäufigkeit in einem solchen Zeitfenster noch stärker ein: Von 7,02 Kindern im Jahr 1985 auf 2,41 Kinder je Frau im Jahr 2002.
Israel trotz „West-Trend“ – USA nicht mehr
So selten Länder mit niedriger oder mittlerer Fertilität in der Dritten Welt, also in den Entwicklungs- und Schwellenländern, sind, so gibt es auch nur wenige westliche Staaten, die dem dortigen Trend trotzen. Auffällig ist hier der Befund für Israel, wo die hohe Geburtenrate (2,98) vor allem auf zwei Bevölkerungsgruppen zurückzuführen ist: ultraorthodoxe Juden und israelische Araber. In den Palästinensischen Gebieten liegt sie nach einem Rückgang in den letzten 20 Jahren nur geringfügig höher (3,50).
Auch die USA waren lange Zeit ein Sonderfall in der westlichen Welt: Dort lag die Geburtenhäufigkeit im Jahr 2007 mit 2,12 Kindern je Frau noch knapp über dem „Ersatzniveau“, hat sich aber inzwischen dem westlichen Trend angenähert (2021: 1,66). Aber auch einige Schwellenländer werden immer „unfruchtbarer“: In Mexiko hat sie sich von 1986 (3,97) bis 2021 (1,82) mehr als halbiert. Auch die Werte der Türkei (1,89) oder Brasiliens (1,64) sind heute mit denen westlicher Industrieländer vergleichbar.