Neue Studie: Islamistische Tendenzen an deutschen Schulen nehmen zu
Laut einer Erhebung nehmen religiöse Konflikte an deutschen Schulen zu, vor allem islamistische Tendenzen. Experten und Politiker fordern nun ein härteres Vorgehen gegen radikale Einflüsse auf Schüler.
Hannover/Münster. – Nach einer noch unveröffentlichten Erhebung der Internationalen Hochschule Hannover nehmen religiöse Konflikte an deutschen Schulen zu. Das berichtet der WDR. Vor allem islamistische Tendenzen und Spannungen zwischen muslimischen Schülern sorgen für Diskussionen. Für die Studie wurden rund 700 Schulmitarbeiter befragt, darunter Lehrer, Schulpsychologen und Sozialarbeiter. Mehr als ein Drittel von ihnen berichtete von Konflikten aufgrund religiöser Differenzen, häufig im Zusammenhang mit dem Islam.
Schüler unter Druck: „Du musst fasten“
Beispiele für solche Spannungen sind die Erfahrungen von Mirac und Cihan, zwei Schülern, die regelmäßig das Jugendzentrum InKult in Neuss besuchen. Beide sind Muslime und berichten von Situationen, in denen sie in der Schule unter Druck gesetzt wurden, ihre Religion strenger zu leben. „Da kamen Kommentare wie: ,Warum fastest du nicht? Du bist doch Muslim. Du musst fasten, das ist deine Pflicht'“, erzählt Cihan über seine Schulzeit während des Ramadan. Auch kritische Äußerungen gegenüber der eigenen Religion hätten ihn zur Zielscheibe von Angriffen gemacht. „Andere haben gesagt, ich sei kein Muslim mehr“, erinnert er sich. Sein Freund Mirac schildert ähnliche Erlebnisse. Wenn er mit einer Gruppe Mädchen unterwegs war, gab es blöde Sprüche von streng gläubigen Mitschülern: „„Das gehört sich nicht, was machst du da? Komm mal wieder zu dir“, sagte sie zu ihm.
Islamistische Einflüsse: Gefahr an deutschen Schulen?
Die Befragung zeigt auch, dass 26 Prozent des befragten Schulpersonals islamistische Einstellungen bei Schülern wahrgenommen haben. Dabei handelt es sich laut WDR allerdings um subjektive Einschätzungen, nicht um dokumentierte Fälle. Die Erhebung sei demnach nicht repräsentativ für Deutschland. Umut Ali Öksüz, Vorsitzender des Neusser Vereins „Interkulturelle Projekthelden“ und Extremismusforscher an der Universität Münster, sieht radikale Strömungen des Islam als wachsende Gefahr an Schulen. „Radikale Angebote, vor allem auf Plattformen wie TikTok, sind schnell zu finden“, warnt Öksüz. Ein Grund für die Zunahme extremistischer Ansichten sei das Fehlen anderer, moderaterer Angebote.
CDU fordert härteres Vorgehen
Die Politik reagierte auf diese Entwicklungen mit Forderungen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung erklärte gegenüber dem WDR, Islamismus dürfe „insbesondere an unseren Schulen keinen Platz haben“. Die Schule müsse ein sicherer Ort für alle sein. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Jarzombek forderte, mit „aller Kraft und Härte“ gegen islamistische Tendenzen an Schulen vorzugehen und disziplinarische Maßnahmen zu ergreifen.
Eine Möglichkeit, extremistischen Einflüssen entgegenzuwirken, könnte der islamische Religionsunterricht an Schulen sein. Dieser sollte eine kritische Auseinandersetzung mit dem Islam ermöglichen, ähnlich wie im evangelischen und katholischen Religionsunterricht.
Am Städtischen Gymnasium in Eschweiler wird bereits islamischer Religionsunterricht angeboten. Schulleiter Winfried Grunewald berichtet von anfänglicher Skepsis muslimischer Eltern, die befürchteten, dass ihre Kinder in der Schule etwas anderes lernen würden als zu Hause. Einzelne Eltern hätten ihre Kinder deshalb abgemeldet, inzwischen werde der Unterricht aber „gut angenommen“, so Grunewald.