Neue Studie: Jede vierte Frau möchte kinderlos bleiben
Eine neue Studie zeigt, dass immer mehr Frauen bewusst auf Kinder verzichten – in Schweden sind es bereits 25 Prozent. In Deutschland zeigt sich ein ähnlicher Trend.
Immer weniger Frauen wollen Kinder haben. Die Gründe dafür sind vielfältig. (Symbolbild)
© IMAGO / Michael GstettenbauerStockholm/Berlin. – Eine neue Studie der schwedischen Universität Uppsala zeigt, dass sich immer mehr junge Frauen bewusst gegen Kinder entscheiden. Laut der Studie sind 25 Prozent der befragten Frauen entweder unentschlossen oder haben sich bereits fest gegen eigene Kinder entschieden, wie Telepolis berichtet. 2014 waren es noch zehn Prozent.
Ursachen waren zunächst unbekannt
Für die Studie wurden 596 Frauen mit einem Durchschnittsalter von 24 Jahren befragt, die eine gynäkologische Praxis in Uppsala aufsuchten. „Dass jede vierte Frau keine Kinder haben möchte oder sich unsicher ist, ist ein sehr hoher Anteil“, betont Studienautorin Cerisa Obern betont. Dass die Geburtenrate sinkt, war bereits bekannt, aber es war unklar, ob dies auf Fruchtbarkeitsprobleme oder andere Faktoren zurückzuführen ist.
Als Hauptgründe für den Verzicht auf Kinder nannten die Frauen Selbstbestimmung, gesundheitliche Bedenken, wirtschaftliche Erwägungen sowie die Sorge um Überbevölkerung und Klimawandel.
Deutschland: Jede fünfte Frau bleibt kinderlos
Auch in Deutschland setzt sich der Trend fort: Seit Jahren bleibt etwa jede fünfte Frau kinderlos. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lag dieser Anteil bis zum Geburtsjahrgang 1980 konstant bei rund 20 Prozent. Bei den jüngeren Jahrgängen zeigt sich jedoch eine steigende Tendenz: Nach vorläufigen Daten aus dem Jahr 2023 haben sich bereits 27 Prozent der Frauen der Geburtsjahrgänge 1984 bis 1986 gegen Kinder entschieden.
Warum viele Frauen in Deutschland keine Kinder bekommen, haben Forscher der Dualen Hochschule Gera-Eisenach untersucht. Die Sozialwissenschaftlerinnen Claudia Rahnfeld und Annkathrin Heuschkel befragten dazu mehr als 1.100 Frauen im Alter von 18 bis 45 Jahren. Etwa die Hälfte von ihnen hatte sich bereits vor dem 21. Lebensjahr gegen Kinder entschieden.
Die Studie ergab, dass Selbstbestimmung und eine alternative Lebensgestaltung die wichtigsten Gründe für den Verzicht auf Kinder waren. Karriereambitionen spielten eine untergeordnete Rolle.
Demografische Krise verstärkt sich
Der anhaltende Geburtenrückgang verschärft den demografischen Wandel in Europa. Nach Prognosen des Statistischen Bundesamtes wird der Anteil der über 65-Jährigen in der EU bis 2070 auf 29,5 Prozent steigen, ohne Zuwanderung sogar auf 30,5 Prozent. Trotz einer jährlichen Zuwanderung von 1,2 Millionen Menschen würde die EU-Bevölkerung von derzeit 452 Millionen auf 432 Millionen schrumpfen. Ohne Zuwanderung wären es 2070 nur noch 358 Millionen Menschen.
In Deutschland liegt die Geburtenrate seit Jahrzehnten unter dem Bestandserhaltungsniveau von 2,1 Kindern je Frau. Im Jahr 2024 lag sie bei 1,45 Kindern. Seit 1970 werden zu wenig Kinder geboren, seit 1974 schwankt die Geburtenrate zwischen 1,25 und 1,54 Kindern je Frau.
Folgen für Gesellschaft und Wirtschaft
Diese Entwicklung stellt die Sozialsysteme vor große Herausforderungen. Immer weniger Erwerbstätige müssen immer mehr Rentner finanzieren, insbesondere im Bereich der Altersvorsorge und der Krankenversicherung. Auch die Wirtschaft könnte durch den Arbeitskräftemangel in Mitleidenschaft gezogen werden.
Vor allem ländliche Regionen spüren die Folgen des demografischen Wandels. Sinkende Bevölkerungszahlen führen zu Anpassungen in den Bereichen Infrastruktur, Bildung und medizinische Versorgung. Gleichzeitig verändert sich das soziale Gefüge, traditionelle Familien- und Generationenstrukturen sind im Umbruch.