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Beben ohne Wirkung? Analyse zur Wien-Wahl

Die Wien-Wahl 2025 ist geschlagen. Auf den ersten Blick zeigt sich eine veränderte politische Landschaft. Bei genauerem Hinsehen ändern sich die realpolitischen Verhältnisse nur marginal.

Analyse von
28.4.2025
/
3 Minuten Lesezeit
Beben ohne Wirkung? Analyse zur Wien-Wahl

Die SPÖ kam am Sonntag mit deutlichem Vorsprung auf den ersten Platz, die FPÖ konnte sich jedoch fast verdreifachen.

© IMAGO / SEPA.Media

Mit fast hundert Prozent der Stimmen ausgezählt, zeichnet sich ein eindeutiges Bild. Die SPÖ muss leichte Verluste hinnehmen, die FPÖ verkürzt durch starke Zugewinne den Abstand. Massive Verluste erleidet die ÖVP, während Grüne und NEOS konstant bleiben. Die Wahlbeteiligung lag bei rund 63 Prozent (inklusive Wahlkartenprognose) und ging im Vergleich zur Wahl 2020 noch einmal zurück. Damit geht diese Wahl als eine der Wiener Gemeinderatswahl mit der niedrigsten Wahlbeteiligung der 2., aber auch der 1. Republik in die Geschichte ein.

SPÖ bleibt stärkste Kraft, FPÖ legt massiv zu

Die SPÖ unter Bürgermeister Michael Ludwig bleibt mit 39,5 Prozent klar stärkste Partei, büßte jedoch 2,09 Prozentpunkte im Vergleich zur letzten Wahl ein. Trotz der Verluste hält die Partei ihre dominierende Stellung, wenn auch mit ersten Anzeichen einer Erosion der Wählerbasis. Deutlich dynamischer präsentierte sich die FPÖ: Sie konnte ihren Stimmenanteil von 7,11 Prozent auf 20,8 Prozent fast verdreifachen. Der Zuwachs von rund 14 Prozentpunkten dürfte insbesondere auf Themen wie Migration und Inflation zurückzuführen sein, die für viele Wähler ausschlaggebend waren.

ÖVP verliert stark, Grüne und NEOS konstant

Für die ÖVP endete die Wahl in einem Debakel: Mit nur noch 9,8 Prozent der Stimmen halbierte sie ihr Ergebnis nahezu – ein Verlust von 10,7 Prozentpunkten. Mangelnde lokale Präsenz und bundespolitische Unzufriedenheit dürften hierfür entscheidend gewesen sein.

Die Grünen hielten ihr Ergebnis mit 14,2 Prozent weitgehend stabil, ein minimaler Rückgang um 0,6 Prozentpunkte. Angesichts der allgemeinen politischen Lage werten sie dies als Erfolg. Die NEOS verbesserten sich auf 9,8 Prozent und erzielten damit ihr bisher bestes Ergebnis in Wien. Ihr liberaler Kurs scheint zunehmend Anklang zu finden. Die KPÖ verdoppelte ihr Ergebnis zwar auf vier Prozent, verpasste damit aber den Einzug in den Gemeinderat. Auch das Team HC scheiterte genauso wie vor fünf Jahren an der Fünf-Prozent-Hürde.

SPÖ unter Migranten und Pensionisten besonders stark 

Bei den über 60-Jährigen erreichte die SPÖ 43 Prozent der Stimmen und zeigte damit eine weiterhin starke Bindung an ältere Wähler. In der Altersgruppe der 35- bis 59-Jährigen fiel der SPÖ-Anteil auf 35 Prozent, während die FPÖ hier auf 23 Prozent kam. Besonders bemerkenswert ist der Blick auf das migrantische Milleu: Unter Menschen ohne Migrationshintergrund kam die SPÖ auf 37 Prozent, unter Migranten der ersten Generation auf 48 Prozent und bei der zweiten Generation sogar auf 52 Prozent. Dies ist vor allem auf die langjährigen Verbindungen zwischen der Wiener SPÖ und Migrantencommunities wie der türkischen zurückzuführen.

FPÖ löst SPÖ als „Arbeiterpartei“ ab

Deutliche Unterschiede zeigt auch die Auswertung nach sozialer Klasse und Bildungsgrad. Bei Beschäftigten ohne Matura lag die FPÖ mit 37 Prozent vorne, während die SPÖ 33 Prozent erreichte. Dies zeigt die zunehmende Hinwendung von Arbeitern zur FPÖ und deren Abkehr von der SPÖ. Zwischen Frauen und Männern zeigen sich hingegen insgesamt ausgeglichene Ergebnisse. Die Grünen erhielten deutlich mehr Stimmen von Frauen (17 Prozent) als von Männern (12 Prozent), während die Unterschiede bei den anderen Parteien lediglich zwei bis drei Prozentpunkte betragen.

Koalitionsbildung: Wie geht es weiter?

Nach der Wien-Wahl 2025, bei der die SPÖ 39,5 Prozent und etwa 42 Mandate erreichte, ergeben sich mehrere Koalitionsmöglichkeiten, die alle die SPÖ als Dreh- und Angelpunkt gemein haben. Mit den NEOS, die 9,7 Prozent und zehn Mandate holten, könnte eine knappe Mehrheit von 52 Mandaten entstehen, was die bestehende Zusammenarbeit fortsetzen würde.

Alternativ bietet eine Koalition mit den Grünen, die 14,2 Prozent und 15 Mandate erzielten, mit 57 Mandaten eine komfortablere Mehrheit und thematische Nähe bei sozialen und ökologischen Themen. Eine Zusammenarbeit mit der ÖVP (9,7 Prozent, zehn Mandate) ist zwar rechnerisch möglich, jedoch aufgrund politischer Differenzen und der niedrigen Legitimität der ÖVP in Wien weniger wahrscheinlich. Eine Koalition mit der FPÖ würde zwar eine sehr breite Mehrheit und demokratische Legitimation haben, ist jedoch ausgeschlossen. 

Über den Autor

Christoph Albert

Christoph Albert, Jahrgang 2003, ist Student aus Wien.

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