Jahrestag der Friedlichen Revolution: Wie ein Festredner Steinmeier in Rage brachte

Beim Jubiläum der Friedlichen Revolution hat ein Festredner die deutsche Ostpolitik scharf kritisiert und sich dabei auch direkt an Frank-Walter Steinmeier gewandt. Dem passte das offenbar gar nicht.

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Jahrestag der Friedlichen Revolution: Wie ein Festredner Steinmeier in Rage brachte

Nach der Rede von Martin soll Steinmeier außer sich gewesen sein.

© Metropolico

Berlin. – Anlässlich des 35. Jahrestages der Friedlichen Revolution hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu einer Gedenkveranstaltung ins Schloss Bellevue eingeladen. Im Mittelpunkt des Abends stand die Festrede des Schriftstellers Marko Martin, bekannt durch Werke wie „Verdrängte Zeit“ und „Es geschieht jetzt“. Martin nutzte die Gelegenheit, um scharfe Kritik an der deutschen Ostpolitik und den geopolitischen Positionen der SPD zu üben – und wandte sich dabei auch direkt an den Bundespräsidenten.

Ignoranz gegenüber osteuropäischen Bewegungen

In seiner Rede erinnerte Martin daran, dass „der erste Stein aus der Berliner Mauer einst auf der Lenin-Werft in Danzig geschlagen wurde“ - eine Anspielung auf die Rolle der polnischen Freiheitsbewegung Solidarnosc als Wegbereiter des Umbruchs im Ostblock. Er kritisierte, dass die deutsche Politik, insbesondere die SPD, die damaligen Bürgerbewegungen im Ostblock oft ignoriert habe. Martin verdeutlichte dies am Beispiel der SPD-Legende Egon Bahr, der 1982 die Solidarnosc-Bewegung als „Gefahr für den Weltfrieden“ bezeichnet hatte. Martin nannte dies eine „wahnwitzige Infamie“.

Scharfe Worte gegen Schröder und Miersch

Martin spannte den Bogen von Egon Bahr zu Gerhard Schröder, der in der Rede als „reuelos großsprecherischer Duzfreund des Massenmörders im Kreml“ scharf angegriffen wurde. Martin kritisierte, dass Schröder nach wie vor in der SPD akzeptiert werde und der amtierende SPD-Generalsekretär Matthias Miersch ihm einen Platz in der Partei garantiere. Dies geschehe „zum gleichen Entsetzen der Osteuropäer und gestandener Sozialdemokraten“ wie Steinmeiers Äußerungen 2016, als er die NATO-Manöver an der Ostflanke als „Säbelrasseln und Kriegsgeheul“ bezeichnet hatte.

Direkte Kritik an Steinmeiers Außenpolitik

Deutliche Kritik übte Martin auch an Steinmeier als deutschem Staatsoberhaupt. Er sprach ihn direkt an und hinterfragte seine Haltung zu Nord Stream: „Sehr geehrter Herr Bundespräsident, und bei allem Respekt und ohne jede wohlfeile Polemik: Auch das Nord-Stream-Projekt, an dem SPD und CDU so elend lange gegen alle fundierte Kritik festhielten, war nur insofern ‚eine Brücke‘ – Ihre Worte noch vom Frühjahr 2022 – als dass es Putin in seinen Aggressionen zusätzlich ermutigte“. Martin betonte, dass die deutschen Politiker die „hellsichtigen Warnungen aus Osteuropa“ ignoriert hätten, was er als „beträchtliche Arroganz“ bezeichnete.

Steinmeier reagiert wütend auf Kritik

Die Kritik an seiner politischen Vergangenheit schien Steinmeier zu viel zu sein. Augenzeugen berichteten, der Bundespräsident habe die Rede schwer atmend und sichtlich erregt verfolgt. Nach der Veranstaltung, so Martin, sei Steinmeier wütend auf ihn zugestürmt und habe ihm „mehrfach wütend“ vorgeworfen, ihn diffamiert zu haben.

Nach der Veranstaltung, so Martin, habe Steinmeier „sicht- und hörbar“ die Fassung verloren und ihm entgegnet, er und „die Intellektuellen“ hätten keine Ahnung, wie schwierig die politische Arbeit sei und wie viel er, Steinmeier, „hinter den Kulissen“ geleistet habe. Am nächsten Tag beschrieb Martin seine Überraschung über die Reaktion des Bundespräsidenten: „Ich habe ihn ja immer für einen kühlen Beamten-Automaten gehalten. Zumindest darin habe ich mich getäuscht.“ Eine Sprecherin Steinmeiers wies die Darstellung einer hitzigen Auseinandersetzung jedoch zurück und sagte der Bild-Zeitung, das Gespräch sei kontrovers, aber „sachlich“ verlaufen.

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