Ökonom fordert für Erhalt des Wohlstands zusätzliche 100 Arbeitsstunden im Jahr
Trotz liberalen Einwanderungsgesetzen droht der wirtschaftliche Kollaps, vielen Betrieben fehlen die Arbeitskräfte. Der Ökonom Michael Hüther fordert Mehrarbeit.
Berlin. – Kaum etwas hört man als Arbeitnehmer weniger gern: „Wir sollten 100 Stunden mehr im Jahr arbeiten“. Der Chef des Deutschen Instituts der Wirtschaft (IW), Michael Hüther, sieht darin die einzige Chance, dem demografischen Wandel Herr zu werden. In einem Interview mit der Wirtschaftswoche lobt er die Erwerbsquote, die bei 20- bis 64-Jährigen bei rund 80 Prozent läge. Hüther fordert eine Orientierung am Schweizer Arbeitsmodell, die durchschnittlich zwei Stunden mehr in der Woche arbeiten würden.
Gewerkschaften und Sozialverbände lehnen Vorschlag ab
Mit seinem Vorschlag ließen sich rund 4,2 Milliarden Arbeitsstunden bis 2030 ersetzen, so Hüther zur Wirtschaftswoche. Bereits in der Vergangenheit hatte Hüther die 42-Stunden-Woche ins Gespräch gebracht und erhielt dafür Zustimmung aus Wirtschaft und von Ex-SPD Chef Gabriel. Der Vorstand des Deutschen Gewerkschaftsbundes lehnte diese Idee jedoch ab und sprach von einer „billigen Scheinlösung ohne sozialen Kompass“.
Die Überalterung könnte in den nächsten Jahrzehnten gewaltige Lücken in den deutschen Arbeitsmarkt reißen. Pessimistische Modelle gehen von einem Verlust von ca. 10 Millionen Erwerbstätigen bis 2060 aus. Dieser demografische Wandel belastet die Sozialsysteme zusätzlich zu den Mehrausgaben wie Integration und potentiellen Bürgergeldern. Bis 2050 könnte das Verhältnis von versorgtem Rentner und Einzahler auf 1,3 sinken. 1962 lag dieses Verhältnis noch bei sechs.