Freilich #35: Und tschüss!

Rechter Verleger Kubitschek: „Der Deutsche Verlagspreis ist ein Förderzirkus ohne Relevanz“

Unter den diesjährigen Preisträgern des Deutschen Verlagspreises befinden sich zahlreiche linke bis linksradikale Verlage. Für den rechten Verleger Götz Kubitschek ist dies ein Beweis dafür, dass es sich bei dem Preis lediglich um einen „Förderzirkel“ ohne Relevanz handelt.

Interview von
3.10.2025
/
6 Minuten Lesezeit
Rechter Verleger Kubitschek: „Der Deutsche Verlagspreis ist ein Förderzirkus ohne Relevanz“

Der Verleger Götz Kubitschek bei der letzten Akademie in Schnellroda.

© Sezession

FREILICH: Herr Kubitschek, wie bewerten Sie den Deutschen Verlagspreis grundsätzlich? Ist er ein wichtiges Signal für die Branche oder eher Symbolpolitik?

Mir persönlich ist dieser Preis egal, ich nehme ihn kaum wahr. Das liegt zum einen daran, dass mein Verlag bis auf Weiteres keinerlei Chance hat, zu den „ausgezeichneten“ Verlagen zu gehören. Zum anderen gießt diese Gießkanne zu breit: 80 Prämien, 80 Gütesiegel? Das klingt nach Förderantrag, nach Corona-Beihilfe, oder? Also: Der Deutsche Verlagspreis ist nur innerhalb der Szene und ein bisschen im Feuilleton ein Thema. Er ist eine weitere Infusion für eine kränkelnde Branche. Für den ein oder anderen Verlag mag es hübsch sein, mit einem zusätzlichen Sümmchen in den Herbst zu gehen. Wer jedoch nur deshalb überleben würde, ist sowieso am Ende.

Der CDU-Kulturstaatsminister Weimer bezeichnete die unabhängigen Verlage als „Rückgrat unserer literarischen Vielfalt“. Stimmen Sie dem zu oder halten Sie das für Schönfärberei?

Irgendetwas muss er ja sagen, um diese „unabhängigen“ Verlage und ihre Selbstbezeichnung zu loben. Aber dem Herrn Weimer fällt ja nicht viel ein: „Vielfalt“ ist einer der totgequatschten Begriffe unserer Zeit. Waren Sie zuletzt mal auf der Buchmesse in Frankfurt am Main oder Leipzig? Die Vielfalt der Unabhängigen ist gleichförmig, stromlinienförmig, selbstgefällig, und ohne diese dutzenden Fördertöpfe wäre die Hälfte der Bücher und Verlage nicht vorhanden.

Wie sehen Sie die Rolle des Staates bei der Förderung von Verlagen? Soll Kulturpolitik neutral sein oder darf sie „politische Vielfalt“ auch aktiv steuern?

Es ist wie mit so vielem, das gut wäre, hätte der Staat Qualitätsmaßstäbe ober- und außerhalb von Partei- und Klientelpolitik. Ich bin unbedingt für guten öffentlich-rechtlichen Rundfunk, denn der freie Markt würde Hochkultur zum elitären Konsum machen und nicht in die Breite tragen. Aber in seinem derzeitigen Zustand ist, das muss ich nicht ausführen, der mit Zwangsgebühren finanzierte Rundfunk eine okkupierte Angelegenheit. Das bedeutet: Der Staat sollte Qualität fördern, außerdem weltanschaulich und übergeordnet das, was ihn und die Nation in ihrem Bestand stützt.

Auch an den Deutschen Verlagspreis sollten diese Maßstäbe angelegt werden: Aber unter seinen Preisträgern findet sich eine Häufung von Verlagen, die exakt in die Stoßrichtung des links-woken Gesellschaftsumbaus passen und sonst nicht besonders viel können, vor allem nicht gegen den Wind segeln. Die von Ihnen in Ihrer Recherche herausgehobene Edition Nautilus beispielsweise erhält, soweit ich das im raschen Durchgang sah, zum dritten Mal in sieben Jahren 18 000 Euro. Ich bin mir sicher, dass außerdem in die Hälfte der Bücher dieses Verlags bereits Übersetzungs- und andere Publikationsförderungen geflossen sind. Bereichert er die „politische Vielfalt“? Da fallen mir ganz andere ein …

Welche Gefahr sehen Sie darin, dass solche Verlage mit „staatlichen Gütesiegeln“ ausgezeichnet werden?

Ach, wissen Sie: Gefahr ist ein viel zu großes Wort. Wenn man so etwas morgen streicht, was passiert dann? Es gibt ein paar Bücher weniger, die niemand braucht und die sowieso keine Wirkung haben, wenn man davon absieht, dass ein paar Verlagsmenschen ihr Leben davon fristen. Es ist einfach so: Ein Milieu hat einen Förderzirkel konstruiert und kreist um sich. Damit muss vor allem dieser Zirkel selbst zurechtkommen, also mit der Frage: Tue ich irgendetwas von Relevanz? Ich halte das alles also nicht für eine riesige Gefahr, sondern für eine Verschwendung, die den lesenden Teil eines gefährlichen Milieus stützt. Insofern: ein Unding!

Was bedeutet es für konservative oder patriotische Verlage, wenn linke Verlage staatliche Auszeichnungen und Preisgelder erhalten, während sie selbst häufig ausgegrenzt, ignoriert oder sogar kriminalisiert werden?

Es bedeutet, dass bei uns, in unserer Szene, derzeit noch immer nur dasjenige erscheint und Bestand hat, was solide ist und Gegenwind erträgt. Wir alle machen gute Bücher, müssen hart kalkulieren, zittern ein wenig, wenn volle Paletten nach Wochen immer noch recht voll sind, und geraten in euphorische Zustände, wenn plötzlich Bewegung in den Bücherberg kommt. Das ist bei mir bis heute so, nach fünfundzwanzig Jahren noch immer: Genugtuung darüber und Stolz darauf, dass man nicht für die Katz arbeitete.

Welche Botschaft sendet es an Autoren, Leser und die Gesellschaft, wenn das Staatsministerium für Kultur und Medien radikale, linke Verlage auszeichnet?

Die Botschaft lautet: Diese Leute sind angekommen, das linke Denken und Publizieren ist staatlich geförderter Radikalverbalismus, staatlich geförderter Übertrag vom Denken ins Handeln, und dieses Handeln ist als Struktur zumindest in den USA gerade kurz davor, als das eingestuft zu werden, was es ist: als terroristische Vereinigung.

Wir sprechen also über ein Milieu, das sich selbst für relevant und für die große Infragestellung der herrschenden Verhältnisse hält. Aber die Gretchenfrage wartet abends nach dem ersten Schluck Wein auf ihre Pappenheimer: Wie fühlt sich der Spagat an, wenn man sich selbst für radikal, revolutionär und independent hält, aber Staatskohle in den Hintern geschoben bekommt?

Was bedeutet das für junge Autoren, die jenseits des linken Mainstreams schreiben? Müssen sie sich zwischen Anpassung und Ausschluss entscheiden?

Wenn diese Autoren Autoren sind, dann schreiben sie, was sie schreiben wollen und müssen, also von innen heraus schreiben müssen. Es gibt mittlerweile genügend gute Verlage, die das mit mehr Aussicht auf Wahrnehmung und Relevanz veröffentlichen können als diese linken Buden. Und mein Rat ist sowieso immer der: Wer Interesse daran hat, die Grenzen seiner Persönlichkeit kennenzulernen und ein Profil zu entwickeln, kantenscharf, modelliert, der darf sich nicht in die lauwarme Badewanne der Förderszene legen.

Glauben Sie, dass konservative und rechte Verlage in Zukunft bessere Chancen haben werden, solche Preise zu erhalten? Oder bleibt es ein Kampf gegen Windmühlen?

Ich will solche Preise nicht. Wer will schon ein Gütesiegel, das jedes Jahr an achtzig Verlage vergeben wird? Mein Zertifikat sind ausverkaufte Titel, Leseranrufe, die nach versteckten Restexemplaren fragen, empörte Debatten, in denen gefragt wird, wie man es wagen könne, so zu denken, Antrittsvorlesungen von Literaturprofessoren, die Antaios zum Gegenstand haben, demnächst eine übervolle Büchermesse in Halle, und so weiter. Meinen Sie, rechte Verlage wären so, wie sie sind, wenn jedes Jahr der Kulturstaatsminister mit einer Lohntüte vorbeikäme?

Wenn der Staat Kultur fördern soll: Was wären in Ihren Augen sinnvolle Kriterien? Qualität? Traditionspflege? Marktstärke? Oder sollte Kultur auch einen Beitrag zur nationalen Identität leisten? Sie sprachen bereits davon, dass staatliche Förderung das stützen müsse, „was die Nation im Bestand trägt“. Können Sie das bitte ausführen?

Immer muss die Qualität ausschlaggebend sein. Ich will das mal am Beispiel von Hörspielen zeigen, bin ja ein passionierter Hörspiel-Hörer, Hörbuch auch, aber noch lieber eben die Übertragung eines Romans in eine Art Hörtheater. Aus der ARD-Mediathek, also finanziert mit Zwangsgebühren, hörte ich zuletzt in zwölf Teilen Früchte des Zorns von John Steinbeck und Unterleuten von Julie Zeh. Beide Produktionen sind erstklassig, wirklich herausragend, und dafür sind Staatsgelder gut angelegt. Ebenso ist es nach wie vor möglich, im Leipziger Gewandhaus als Student ein Sinfonie-Konzert zu besuchen, denn die Karte ist erschwinglich.

Und auch der Förderung von Übersetzungen und Illustrierungen guter Bücher kann ich viel abgewinnen. Das alles bereichert die Kultur, das kulturelle Leben unserer Nation, und trägt Können und Hochkultur in die Breite. Für alles das und für noch viel mehr aus diesem Bereich wäre Geld genug vorhanden, wenn ich etwas zu sagen hätte. Aber Lesben sind die besseren Väter, Nautilus 2025 – dieses Buch darf nicht gefördert werden. Es hat sich am Markt zu bewähren, punktum, und ich bin mir sicher, dass das viele echte Könner und Künstler insgeheim auch so sehen.

Sie sagten, dass Antaios ohnehin keine Chance habe. Woran liegt das Ihrer Meinung nach? An politischen Vorurteilen, Ausschlussmechanismen oder einer gezielten Kulturpolitik gegen konservative Verlage?

Antaios hat keine Chance, weil Antaios wirklich unabhängig ist, nicht bloß Attitüde, sondern eine echte Herausforderung.

Wenn Sie die Jury direkt adressieren könnten, was würden Sie den Preisvergebern ins Stammbuch schreiben?

Wir brauchen euch nicht.

Herr Kubitschek, vielen Dank für die Antworten!


Zur Person:

Götz Kubitschek wurde 1970 in Oberschwaben geboren und lebt seit Jahren mit seiner Familie in Schnellroda. Er studierte Germanistik, Geografie und Philosophie und gründete im Jahr 2000 den Verlag Antaios. Seit 2003 ist er zudem verantwortlicher Redakteur der Zeitschrift Sezession.

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