Brasiliens Präsident Lula ruft in Shanghai zur Entdollarisierung auf
Der brasilianische Präsident hat erneut betont, dass die BRICS-Staaten eine eigene Währung brauchen, um wieder „in eine etwas ruhigere Situation“ zu kommen.
Brasilia/Shanghai. - Die BRICS-Länder wollen ihre Volkswirtschaften und Handelsbeziehungen verstärkt vom Dollar unabhängig machen. Das haben beim Wechsel an der Spitze der BRICS-Bank, der Neuen Entwicklungsbank (NDB), jetzt der brasilianische Präsident Lula da Silva und seine Landsmännin, die frühere brasilianische Regierungschefin Dilma Rousseff, in Shanghai deutlich gemacht. Rousseff tritt als NDB-Chefin die Nachfolge ihres Landsmannes Marcos Troyjo an und wird die bis 2025 dauernde Präsidentschaft Brasiliens zu Ende führen.
„Wir brauchen eine eigene Währung“
Die NDB wurde von den BRICS-Staaten Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika ins Leben gerufen. Nach den Vorstellungen der Lula-Regierung soll sie die Schwellenländer von den traditionellen Finanzinstituten befreien. Wörtlich sagte Lula in Shanghai: „Ich frage mich jede Nacht: warum müssen alle Länder ihren Handel an den Dollar binden? Warum können wir unseren Handel nicht durch unsere eigene Währung absichern? Wer hat entschieden, dass es der Dollar ist? Wir brauchen eine Währung, die die Länder in eine etwas ruhigere Situation bringt, denn heute muss ein Land dem Dollar hinterherlaufen, um zu exportieren.“
China und Brasilien hatten sich Ende März darauf verständigt, mehr Handel direkt in ihren eigenen Landeswährungen zu ermöglichen, um die Abhängigkeit vom US-Dollar zu reduzieren. Seit 2009 ist China der größte Handelspartner Brasiliens und einer der wichtigsten Investoren im größten Land Lateinamerikas. Lulas Reise nach China war auch einer weiteren Intensivierung der Handelsbeziehungen gewidmet.
Darüber hinaus machte Lula einmal mehr deutlich, dass er die USA für maßgeblich mitverantwortlich am Krieg in der Ukraine halte. Die Vereinigten Staaten müssten „aufhören, den Krieg zu fördern und anfangen, über Frieden zu reden“, sagte Lula in Peking vor Journalisten. Auch die Europäische Union müsse „anfangen, über Frieden zu reden“.