Demografie: Ukraine steht vor massiver Zuwanderung aus der Dritten Welt
Der Krieg in der Ukraine soll beendet werden. Doch auch nach dem Ende der Kampfhandlungen wird das Land vor großen Herausforderungen stehen, neben einem Bevölkerungsrückgang möglicherweise auch vor einer Einwanderungswelle aus Ländern der Dritten Welt.
Kiew. – Nach dem Krieg wird die Ukraine mit einem dramatischen Bevölkerungsrückgang konfrontiert sein. Millionen Menschen haben das Land verlassen, Hunderttausende Soldaten sind im Krieg gefallen oder verwundet worden. Nun wird diskutiert, ob eine massive Zuwanderung aus Ländern der Dritten Welt notwendig ist, um den Arbeitskräftemangel auszugleichen, wie Remix News berichtet. Vasyl Voskobojnik, Präsident der Ukrainischen Vereinigung der ausländischen Personalagenturen, erklärt, dass der Bevölkerungsrückgang nicht mehr allein durch eine steigende Geburtenrate ausgeglichen werden könne. Zuwanderung aus Dritte-Welt-Ländern sei „die einzige Lösung“, zitiert ihn die Magyar Nemzet.
Demografische Krise und Arbeitskräftemangel
In der Ukraine leben derzeit rund 29 Millionen Menschen mit einer Schwankungsbreite von rund einer Million. Nach Angaben der Nationalbank der Ukraine haben 2024 weitere 200.000 Menschen das Land verlassen, was den Arbeitskräftemangel weiter verschärft. Um die Wirtschaft nach dem Krieg wieder aufzubauen, werden mindestens 8,2 Millionen Arbeitskräfte benötigt. Voskobojnik fordert daher eine klare Migrationspolitik bis 2026, um den Bedarf an Arbeitskräften zu decken.
Bereits vor dem Krieg hatte die Ukraine mit einem starken Bevölkerungsrückgang zu kämpfen. Hohe Sterberaten, niedrige Geburtenzahlen und Auswanderung führten zu einem jährlichen Verlust von Hunderttausenden von Menschen. Nach Kriegsbeginn flohen weitere Millionen ins Ausland oder wurden durch die russischen Angriffe aus ihren Wohnorten vertrieben. Zudem wurden viele arbeitsfähige Männer zum Militär eingezogen, von wo viele als Gefallene oder Schwerverletzte zurückkehrten.
Zuwanderung aus Asien und Nordafrika erwartet
Voskobojnik geht davon aus, dass die Ukraine vor allem Arbeitskräfte aus Ländern anziehen wird, in denen der Lebensstandard noch niedriger ist als in der Ukraine. Demnach könnte die Migration vor allem aus Bangladesch, Indien, Nepal sowie aus nordafrikanischen und zentralasiatischen Ländern erfolgen. Viele der ukrainischen Männer, die den Krieg überleben, könnten erleben, dass die Arbeitsplätze, die sie nach dem Krieg hätten einnehmen können, an noch ärmere Migranten gegangen sind, meint Voskobojnik. Dies könnte zu sozialen Spannungen führen.
Zudem wird in der Ukraine nach dem Krieg kein Geburtenboom erwartet, da viele Frauen das Land verlassen haben. Dies wird die demografische Situation weiter verschärfen. Ein weiteres Problem sei der kulturelle Unterschied: Ukrainer seien ethnisch stark verwurzelt und würden Zuwanderung nicht so offen aufnehmen wie westliche Gesellschaften.
Wer zahlt für die Integration?
Eine weitere Herausforderung wird die Finanzierung der Migration sein. Die neu ankommenden Migranten müssen mit angemessenem Wohnraum, Löhnen und Arbeitsbedingungen versorgt werden. Hier stellt sich die Frage, wie ein kriegszerrüttetes Land dies leisten kann. Erfahrungen aus Westeuropa zeigen, dass Migration oft nicht die erhofften wirtschaftlichen Vorteile bringt. In Deutschland belaufen sich die Kosten für Sozialleistungen an Migranten im Jahr 2023 auf fast 50 Milliarden Euro.
Da der Wiederaufbau der Ukraine voraussichtlich mit westlichen Geldern finanziert wird, könnten vor allem amerikanische, deutsche und französische Steuerzahler für Integrationsmaßnahmen aufkommen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ukrainische Flüchtlinge, die im Ausland leben und arbeiten, nicht in eine wirtschaftlich zerstörte Ukraine zurückkehren, steigt nämlich mit der Dauer des Krieges. Es bleibt abzuwarten, ob die massive Migration die Ukraine stabilisieren oder die Gesellschaft weiter spalten wird.