Islamisten-Offensive in Syrien: Bis zu 1,5 Millionen Menschen könnten fliehen
Damaskus. – Die neue Eskalation der Gewalt in Syrien könnte bis zu 1,5 Millionen Menschen zur Flucht zwingen, berichtete Reuters am Freitag. Das erklärte Samer Abdel-Jaber, Direktor für Nothilfekoordination des Welternährungsprogramms (WFP), am Freitag in Genf. „Wenn sich die Situation so weiter entwickelt, rechnen wir mit insgesamt rund 1,5 Millionen Vertriebenen, die auf unsere Hilfe angewiesen sein werden“, sagte er.
Seit Ende November haben die Islamisten in Syrien überraschend große Fortschritte gegen die Regierungstruppen gemacht. Experten zufolge handelt es sich um die schnellste Entwicklung an der Front seit Beginn des Bürgerkriegs vor 13 Jahren. Die Kämpfe konzentrieren sich vor allem auf den Nordwesten des Landes, wo die Dschihadisten von ihrer Hochburg Idlib aus operieren. Die Gewalt hat allein in den letzten Wochen bereits 280.000 Menschen in die Flucht getrieben.
Hungerkrise verschärft die Not
Die humanitäre Lage in Syrien war bereits vor der Eskalation extrem angespannt. Hilfsorganisationen warnen, dass die Finanzierung der Hilfsprogramme nicht ausreicht. Von den bis 2024 benötigten vier Milliarden US-Dollar konnte bisher weniger als ein Drittel aufgebracht werden. Die Folgen sind dramatisch: Bereits Anfang des Monats sah sich das UN-Büro für humanitäre Hilfe gezwungen, die Lebensmittelrationen um bis zu 80 Prozent zu kürzen.
„Die Lage in Syrien war schon vor der Eskalation schwierig. Jetzt haben wir es mit einer Krise zu tun, die sich auf eine bestehende Krise auftürmt“, sagte Abdel-Jaber. Er appellierte eindringlich an die internationale Gemeinschaft, dringend benötigte Mittel zur Verfügung zu stellen. Ohne zusätzliche finanzielle Mittel droht die humanitäre Lage weiter zu eskalieren, warnen Experten.