Lateinamerikaner planen gemeinsame Währung
Der argentinische Wirtschaftsminister Sergio Massa erklärte unlängst, dass die Länder Südamerikas schon bald beginnen würden, die für eine gemeinsame Währung erforderlichen Parameter zu untersuchen.
Der Dollar bekommt weitere Konkurrenz: nachdem immer mehr Länder ihren bilateralen Handel in alternativen Währungen statt mit US-Dollar abwickeln, formiert sich jetzt auch in Südamerika eine Gegenbewegung gegen den „Greenback“.
In Brasilien und Argentinien – beides Länder mit eher US-kritischen Regierungen – sind Pläne für eine gemeinsame Währung bereits weit vorangeschritten. Diese soll laut einem Bericht der Financial Times den Namen „Sur“ (= Süden) bekommen und künftig auch weiteren Ländern offenstehen. Brasilien ist die größte Volkswirtschaft Lateinamerikas und Argentinien nach Mexiko die drittgrößte.
Unabhängigkeit vom Dollar
Ziel der neuen Währung soll es sein, „den regionalen Handel anzukurbeln und die Abhängigkeit vom US-Dollar zu verringern“, berichtet die Financial Times unter Berufung auf Regierungsvertreter.
Der argentinische Wirtschaftsminister Sergio Massa erklärte gegenüber der Zeitung, dass die Länder Südamerikas schon bald beginnen würden, die für eine gemeinsame Währung erforderlichen Parameter zu untersuchen. Dabei geht es um Steuerfragen, die wirtschaftlichen Rahmendaten und die künftige Rolle der Zentralbanken.
Der in Argentinien tätige spanische Wirtschaftswissenschaftler Alfredo Serrano Manc, Leiter der Denkfabrik Latin American Strategic Center of Geopolitics (CELAG), erklärte gegenüber der Financial Times, es gelte Mechanismen zu finden, „die die Abhängigkeit vom Dollar ersetzen”. Derzeit sei dafür der richtige Zeitpunkt, da es in ganz Lateinamerika „viele Regierungen gibt, die sich ideologisch ähneln“, das heißt linksgerichtete Regierungen haben, so etwa Mexiko, Nicaragua, Bolivien, Peru, Chile, Venezuela und neuerdings auch Kolumbien.
Zunächst nur als digitale Währung
Die künftige gemeinsame Währung soll zunächst als supranationale digitale Parallelwährung fungieren (ähnlich wie der ECU/Euro vor der Bargeldeinführung im Jahr 2002), die anfangs nur für Verrechnungszwecke im bilateralen Handel verwendet wird. Der Schwerpunkt liegt darauf, den lateinamerikanischen Wirtschaftsraum mittelfristig vom US-Dollar unabhängig zu machen.
Das „Sur“-Projekt korrespondiert mit ähnlichen Anstrengungen der BRICS-Gruppe (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika). Auch sie will eine neue, vom westlichen Finanzsystem unabhängige Weltreservewährung etablieren. Sie soll den Dollar für die Teilnehmerländer überflüssig machen und gleichzeitig den bilateralen Handel im „globalen Süden” stärken, ohne dass dabei auf den Dollar zurückgegriffen werden muss.