Ölpreisdeckel: Die EU verliert, die USA gewinnen
Der beschlossene Ölpreisdeckel könnte der EU hohen wirtschaftlichen Schaden zufügen. Gründe dafür sind der einbrechende Winter und die gestiegenen Erdölpreise.
Brüssel. – Mit dem Krieg in der Ukraine und den zahlreichen Sanktionen gegen Russland haben sich die Preise für fossile Energieträger in Europa dramatisch erhöht. Die energieintensiven Industriezweige müssen erhebliche Mehrkosten ausgleichen, private Haushalte die stark gestiegenen Heizkosten kompensieren. Um Industrie und Verbraucher zu schützen, beschlossen EU und G7 unlängst einen Ölpreisdeckel von rund 57 Euro. Europas Hauptversorger mit Erdöl ist Russland. Infolge der diplomatischen Spannungen mit dem Westen erklärte die russische Föderation, sie werde den eigenmächtig beschlossenen Erdölpreis nicht akzeptieren.
Europa als Spielball zwischen Ost und West
Russische Verantwortliche kündigten bereits an, man habe gebrauchte Öltanker auf dem Weltmarkt gekauft und plane alternative Absatzmärkte zu erschließen, solange die EU am Ölpreisdeckel festhalte. Dies könnte dazu führen, dass Russland seine Beziehungen zu Schwellenländern wie China und Indien beträchtlich ausbauen könnte. Auch könnte es über Drittländer weiterhin Öl an die EU verkaufen, zu deutlich höheren Preisen als bisher.
Ein zweiter Netto-Ölexporteur sind die USA, sie profitieren von den gestiegenen Erdölpreisen und stehen den OPEC-Staaten kritisch gegenüber. Die Amerikaner könnten den Bedarf an Erdöl in Europa decken, jedoch ist fraglich, ob sie den Preisdeckel akzeptieren werden. Es scheint, als würde der Ukraine-Krieg genutzt, um vor allem die EU wirtschaftlich zu schwächen. Nach ersten Experteneinschätzungen könnte der Ölpreisdeckel Russland schließlich weit weniger schaden als prognostiziert. Einmal mehr sind die europäischen Staaten beinahe handlungsunfähig gegenüber den großen Machtblöcken im Osten und Westen.