Zweiter Weltkrieg: Polen fordert Reparationszahlungen von Deutschland
Laut einem polnischen Gutachten belaufen sich ausstehende Zahlungen für die Schäden des Zweiten Weltkriegs auf 1,3 Billionen Euro. Diese Summe forderte die polnische Regierung nun ein.
Warschau. – Der Vorsitzende der nationalkonservativen Regierungspartei PiS, Jarosław Kaczyński, verkündete die Entscheidung der Regierung, dass man nun offiziell Kriegsreparationen von Deutschland fordern werde. Er kündigte bis zur Zahlung der 1,3 Billionen Euro einen „lang[en] und schwierig[en]“ Prozess an. Kaczynski sprach von einem „enormen Schaden“ bis heute. „Die Deutschen sind in Polen eingefallen und haben uns enormen Schaden zugefügt. Die Besatzung war unglaublich verbrecherisch, unglaublich grausam und hatte Auswirkungen, die in vielen Fällen bis heute anhalten“, sagte er bei der Ankündigung.
Antideutsche Rhetorik in Polen
Nachträgliche Reparationszahlungen zu fordern ist nichts Ungewöhnliches. Zuletzt forderten Griechenland (2019) und Namibia (2021) Wiedergutmachungen in finanzieller Form für die Besatzung ihrer Länder. Polen hat seinen Kurs gegenüber Deutschland jedoch nachhaltig verschärft. Bereits im vergangenen Juli knüpfte der Generalsekretär der PiS, Krzysztof Sobolewski, die mögliche Unterstützung Deutschlands mit polnischem Gas an die Zahlungen von Reparationen. Technische Probleme, geplatzte Verträge und Ärger mit Norwegen stellen die Regierung nun jedoch vor ein Energieversorgungsproblem. Dieses bringt Polen in eine ähnlich schlechte Position wie Deutschland. In welchem Zusammenhang die Situation mit den Reparationsforderungen hängt, kann nur vermutet werden.
Deutsche Regierung weist Forderungen zurück
Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes teilte auf Nachfrage mit, dass die Reparationsfrage mit den 2+4-Verträgen abgeschlossen sei. Polen habe bereits 1953 auf weitere Entschädigungen verzichtet und dies seitdem mehrfach bestätigt. Deutschland stehe dennoch politisch und moralisch zu seiner Verantwortung für den Zweiten Weltkrieg, so der Sprecher. Diese Haltung könnte zu einer weiteren Eskalation zwischen Deutschland und Polen führen, sollte die polnische Regierung ihre Forderungen nicht zurücknehmen.