Industrieaufträge für Deutschland erneut rückläufig
Die Auftragseingänge in der Industrie steigen trotz Erwartungen von Ökonomen im April nicht. Vielmehr könnte der Abwärtstrend in den folgenden Monaten anhalten.
Berlin. - Nach einem massiven Auftragseinbruch im März sanken die Bestellungen der Betriebe überraschend auch im April, und zwar um 0,4 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Ökonomen hatten eigentlich mit einem Anstieg um 3,0 Prozent gerechnet, nachdem es im März mit 10,9 Prozent das größte Auftragsminus seit den Anfangszeiten der Corona-Pandemie im April 2020 gegeben hatte. „Das ist ein schlechtes Signal“, kommentierte Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer. „Die technische Rezession im Winterhalbjahr war kein Ausrutscher.“
Ende der Rezession nicht absehbar
Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) zeigte sich ebenso ernüchtert. „Die Auftragseingänge bleiben in einem tiefen Loch“, sagte DIHK-Außenwirtschaftsexpertin Carolin Herweg. Hohe Energiepreise, steigende Zinsen und der Fachkräftemangel bremsten die wirtschaftliche Dynamik und die Nachfrage nach Industriegütern. „Das konjunkturelle Umfeld wird damit zunehmend ungemütlicher.“ Auch Krämer betonte, vieles spreche zusammen mit den weltweiten Zinserhöhungen für ein erneutes Schrumpfen der Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte.
Ende 2022 und Anfang 2023 schrumpfte die deutsche Wirtschaft und steckt nach landläufiger Definition damit in einer technischen Rezession. Viele Wirtschaftsexperten sind nach enttäuschenden Daten zu Industrie-Aufträgen und Exporten skeptisch. Es zeichne sich ab, dass die Wirtschaft auch im laufenden zweiten Quartal schrumpfe, sagte Analyst Jörg Angele vom Vermögensverwalter Bantleon. „Deutschland steckt somit weiter in einer Rezession, deren Ende noch nicht absehbar ist.“ Die Wirtschaftsleistung dürfte deshalb auch im Gesamtjahr 2023 erkennbar sinken. „Die Hoffnungen auf einen bevorstehenden Aufschwung werden sich nicht erfüllen.“