Freilich #32: Süchtig nach dem Kick

Michelin-Chef: Überregulierung durch EU würgt Wirtschaft ab

Michelin-Chef Florent Menegaux warnt vor einer Überregulierung der EU, die die europäische Wirtschaft stranguliere. Der Standort Europa drohe dadurch unattraktiv zu werden.

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Brüssel. – Die zunehmende Überregulierung in der Europäischen Union bedroht nach Ansicht von Michelin-Chef Florent Menegaux die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen. „Die Versuchung der Gesetzgeber besteht darin, immer mehr zu regulieren, bis zu dem Punkt, an dem die Wirtschaft und die Industrie stranguliert werden. Ich glaube, dass wir in Europa diesen Punkt erreicht haben“, sagte Menegaux kürzlich gegenüber Brussels Signal.

„Regulierung als Wettbewerbsnachteil“

Laut Menegaux hatte die EU einst einen Wettbewerbsvorteil durch kluge Regulierung. Doch aus den ersten Erfolgen sei eine „zu große Versuchung“ entstanden, immer mehr zu regulieren. „Regulierung ist kein Wettbewerbsvorteil mehr, wenn sie dieses Ausmaß erreicht“, betonte der Michelin-Chef.

Neben der überbordenden Regulierung sieht Menegaux ein weiteres Problem: „Was uns in Europa derzeit fehlt, ist eine Vision für Europa“. Während die Union ursprünglich gegründet wurde, um Kriege zu verhindern, sei dieser Impuls verloren gegangen. Die Mitgliedstaaten müssten einen neuen Ansatz finden, „um den Menschen den Sinn der EU zu erklären“. Ein „riesiger Supermarkt“ reiche als Argument nicht aus, so Menegaux.

US-Zölle als Bedrohung für Produktion

Mit Blick auf die drohenden US-Zölle auf EU-Exporte ab dem 2. April sagte Menegaux, Michelin könnte gezwungen sein, seine Prioritäten neu zu ordnen. Dies könnte die Expansion in den USA beschleunigen und zu weiteren Werksschließungen in Frankreich führen. Der Reifenhersteller verhandelt bereits mit den Gewerkschaften über die Schließung von zwei seiner zwanzig französischen Produktionsstätten, wodurch 1.254 Arbeitsplätze bedroht sind.

Obwohl bereits 70 Prozent der in den USA verkauften Michelin-Reifen dort produziert werden, sei es unmöglich, die Lieferketten kurzfristig anzupassen. „Wir können unsere Lieferketten nicht von heute auf morgen umstellen“, so Menegaux. Sollten die neuen US-Zölle tatsächlich umgesetzt werden, müsste Michelin seine Investitionspläne überarbeiten – ein Prozess, der ein Jahrzehnt dauern würde. Eine kurzfristige Lösung wären dagegen Preiserhöhungen in anderen Märkten: „Unsere Kunden würden Michelin-Reifen zu höheren Preisen kaufen.“

Trotz der aktuellen Herausforderungen betonte Menegaux, dass die Globalisierung insgesamt positive Auswirkungen habe. „Sie hat Hunderten von Millionen Menschen geholfen, der Armut zu entkommen“.

Frankreichs hohe Steuern belasten die Industrie

Der Michelin-Chef ist für seine kritischen Kommentare zur Wirtschaftspolitik bekannt. Bereits im Februar kritisierte er die hohen Steuern in Frankreich, die seiner Meinung nach die heimische Industrie „töten“. Im Januar hatte er vor dem französischen Senat gewarnt, dass die Hersteller in Frankreich nicht nur mit der Konkurrenz aus China, sondern auch mit hohen Energie- und Arbeitskosten zu kämpfen hätten.

Die Situation hat sich in den letzten Jahren deutlich verschärft. Im Jahr 2019 lagen die Produktionskosten für einen Reifen in Asien bei 100 Euro, in den USA bei 127 Euro und in Europa bei 134 Euro. Bis 2024 stiegen die Kosten in Europa jedoch auf 191 Euro, in den USA dagegen nur auf 176 Euro.

Trotz der massiven Konkurrenz aus China sieht Menegaux auch einen positiven Aspekt: „Wir haben einen echten technologischen Fortschritt gemacht, weil wir unter dem Druck aus China stehen“. Der Wettbewerb mit China sei „nicht neu“ und habe Michelin in den vergangenen 15 Jahren gestärkt - zumindest solange „sie sich an die akzeptablen Spielregeln halten“. Allerdings, so räumte er ein, „diskutieren wir manchmal darüber, was akzeptabel ist“.

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