Das sagen Experten und Opposition zur Abschaffung des Fehlerquotienten im Fach Deutsch
Als vorletztes Bundesland hat Schleswig-Holstein das Fehlerzählen abgeschafft und folgt damit anderen Ländern wie Nordrhein-Westfalen oder Bayern. Damit könnte der Eindruck entstehen, Rechtschreibung und Zeichensetzung seien nicht mehr wichtig, warnen Experten.
Kiel. – Schleswig-Holstein hat beschlossen, dass Lehrer ab dem kommenden Schuljahr in Deutscharbeiten nicht mehr die Anzahl der Rechtschreibfehler zählen müssen. Stattdessen sollen die Schüler eine qualitative Rückmeldung zu ihren Fehlern erhalten. Hintergrund ist eine bundesweite Vereinbarung der Kultusminister zur Vereinheitlichung der Prüfungsbedingungen. Nord-Schulministerin Karin Prien (CDU) betonte, die Bewertung von Rechtschreibung und Zeichensetzung bleibe wichtig. Eine differenzierte Analyse werde aber ein neues Bewertungsinstrument ermöglichen, das das Ministerium entwickelt habe und das den Lehrern im kommenden Schuljahr zur Verfügung stehen soll.
Experten und AfD warnen
Auch andere Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen und Bayern haben das Fehlerzählen abgeschafft. Das sächsische Kultusministerium bestätigte, dass der Fehlerquotient schon seit Jahren nicht mehr verwendet werde, betonte aber gleichzeitig die Bedeutung korrekter Rechtschreibung und Grammatik. Die Entscheidung, den Fehlerquotienten abzuschaffen, wird von Schüler- und Lehrervertretern grundsätzlich begrüßt. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert jedoch mehr Zeit für die Lehrkräfte, da die qualitative Fehleranalyse und Förderung mehr Zeit in Anspruch nehme.
Der Philologenverband warnt davor, dass durch die Abschaffung des Fehlerquotienten der Eindruck entstehen könnte, Rechtschreibung und Zeichensetzung seien nicht mehr wichtig. Die Rechtschreibleistung sei ein Kulturgut, das auch in der Berufswelt und im Studium einen kompetenten Eindruck vermittle. Der Fehlerquotient misst das Verhältnis von geschriebenen Wörtern zu Fehlern und hat direkten Einfluss auf die Note eines Aufsatzes. Diese Änderung bedeutet, dass die Schüler nicht mehr nur nach der Anzahl ihrer Fehler bewertet werden, sondern auch nach der Qualität der Fehler. Auch Götz Frömming, schulpolitischer Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, kritisiert diesen Schritt. Er sieht darin eine Kapitulation vor sinkenden Schülerleistungen und fordert eine strukturelle Reform des Unterrichts. Frömming bezeichnet die Einführung von „Fehlerschwerpunkten“ als Augenwischerei und betont die Notwendigkeit harter, nachvollziehbarer Kriterien. Die AfD-Fraktion plädiert dafür, den Fehlerquotienten beizubehalten und die Vermittlung von Kernkompetenzen im Fach Deutsch zu stärken.