Sea-Watch: Erzbischof Heße verteidigt Handeln von Kapitänin Rackete
„Wer wie die Kapitänin ein Menschenleben rettet, steht in der Nachfolge Jesu“, so Heße.
Bonn. In einem Interview mit dem Internetportal katholisch.de hat Erzbischof Stefan Heße das Handeln von „Sea-Watch 3“-Kapitänin Carola Rackete verteidigt. Sie folge „einem klaren ethischen Imperativ: Ertrinkende muss man retten, ohne Wenn und Aber. Das passt auch sehr gut mit dem Evangelium zusammen. Wer wie die Kapitänin ein Menschenleben rettet, steht in der Nachfolge Jesu“, so Heße.
Rackete handelte „aus Notlage heraus“
Rackete war vergangene Woche festgenommen worden, weil sie die „Sea-Watch 3“ mit mehr als 40 Migranten an Bord unerlaubt in die italienischen Hoheitsgewässer gesteuert hatte und trotz Verbot in den Hafen der sizilianischen Insel Lampedusa gefahren war (Die Tagesstimme berichtete). Die Kapitänin ist vorerst wieder frei, will der Aufforderung des italienischen Innenministers Matteo Salvini das Land zu verlassen jedoch „aus Überzeugung“ nicht nachkommen und bis zu ihrer zweiten Vernehmung im Land bleiben.
Die Freilassung Racketes war für Erzbischof Heße „selbstverständlich“ die richtige Entscheidung, denn Rackete habe „aus einer klaren humanitären Notlage heraus gehandelt“. Er bewerte das als eine „sehr fundierte Entscheidung und nicht als willkürlichen Gesetzesbruch“.
Privat organisierte „Seenotrettung“ notwendig
Heße befürwortet außerdem privat organisierte NGOs, die im Mittelmeer agieren. „Wenn ich mir die gesamte Situation im Mittelmeer anschaue, dann wird deutlich, dass wir eine gemeinsame europäische oder internationale Flüchtlings- und Migrationspolitik brauchen. Dabei ist Seenotrettung nur ein Element. Solange die Staaten zu so einer gemeinsamen Lösung offenbar nicht in der Lage sind – oder das sogar verweigern – halte ich eine privat organisierte Seenotrettung für notwendig“.
Überhaupt gelte für ihn: „Wenn die Staaten eine wirksame Seenotrettung nicht auf die Reihe bringen, braucht es das private Engagement. In welchem Maße hängt davon ab, was leistbar ist“. Grundsätzlich sage er aber, dass „private Initiativen“ immer dort gefragt seien, „wo der Staat es nicht schafft“.
Sichere und legale Wege nach Europa
Es gehört zur Realität, dass die Mittelmeer-NGOs ein Teil des Schleppersystems geworden sind. Schlepper kalkulieren mit ein, dass es Missionen wie die der „Sea-Watch 3“ gibt. Wenn es nach Heße geht, so müsste es sichere und legale Wege nach Europa geben. Außerdem müssten Asylverfahren klar geregelt sein und verlässlich und transparent durchgeführt werden. Weiters müsse jeder Staat „seiner Verantwortung“ nachkommen. „Diese Verantwortung muss solidarisch zwischen den Staaten Europas und der ganzen Welt geteilt werden, statt sie auf andere abzuwälzen“, so Heße.