Sorge in Wien: 14,8 Prozent der Volksschüler können dem Unterricht nicht folgen
Die Zahl der „außerordentlichen Schüler“ an Wiener Volksschulen ist mit 14,8 Prozent nach wie vor besorgniserregend hoch. Die FPÖ sieht darin ein Versagen der Stadtregierung und des Bildungsstadtrates.
Wien. – Am Ende des letzten Schuljahres waren von insgesamt 71.097 Schülern an Wiener Volksschulen 10.535 als „außerordentlich“ eingestuft. Dieser Status bezieht sich auf Kinder, deren Deutschkenntnisse zu gering sind, um dem Unterricht in der Landessprache folgen zu können. Die Zahl der betroffenen Kinder schwankt je nach Zuwanderung und sprachlicher Entwicklung der Schüler im Laufe des Schuljahres.
Einblick in die Herkunft der betroffenen Kinder
Von den 10.535 außerordentlichen Schülern waren rund 17 Prozent österreichische Staatsbürger, rund 45 Prozent dieser Kinder wurden bereits in Österreich geboren. Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) erklärte, dass der Anstieg der betroffenen Schüler vor allem auf globale Krisen wie den Syrien- und Ukrainekonflikt zurückzuführen sei, die zu verstärkten Fluchtbewegungen geführt hätten. In den letzten drei Jahren seien jährlich rund 4.000 Kinder zusätzlich in das Bildungssystem aufgenommen worden.
Mangelnde Deutschförderung als Herausforderung
Wiederkehr kritisiert in diesem Zusammenhang, dass die vom Bund zur Verfügung gestellten Stellen für die Sprachförderung „viel zu gering“ seien. In den letzten Jahren mussten zusätzliche Stellen aus dem allgemeinen Budget für die Sprachförderung eingesetzt werden. Weiters bemängelt der Bildungsstadtrat, dass die Planstellen gedeckelt sind. Sobald eine bestimmte Anzahl an außerordentlichen Schülern erreicht ist, werden keine weiteren Planstellen vom Bund zur Verfügung gestellt. In Wien betrifft dies bereits 5.000 Schüler, die ohne zusätzliche Förderstunden aus Bundesmitteln auskommen müssen.
Forderung nach mehr Ressourcen und einem Chancenindex
Wiederkehr fordert einen österreichweiten Chancenindex, der die Ressourcen nach den spezifischen Herausforderungen der einzelnen Schulen verteilt. „Wien hat weitaus größere Herausforderungen als beispielsweise ländliche Gebiete“, so der Stadtrat. Besonders problematisch sei die hohe Zahl an Kindergartenkindern mit nichtdeutscher Muttersprache. Laut Wiederkehr haben bereits rund 60 Prozent der Wiener Kindergartenkinder Deutsch nicht als Muttersprache. In diesen Fällen spiele das familiäre Umfeld eine entscheidende Rolle, da Kinder aus bildungsfernen Haushalten oft Schwierigkeiten hätten, den sprachlichen Anforderungen des Schulalltags gerecht zu werden.
Kritik der Wiener ÖVP und FPÖ
Die Wiener ÖVP übte nun scharfe Kritik an der Stadtregierung und stellt fest, dass die Deutschförderung in den Kindergärten „komplett versagt“ habe. Bildungssprecher Harald Zierfuß fordert eine Kindergartenpflicht für alle förderbedürftigen Dreijährigen inklusive gezielter Deutschförderung.
Die Wiener FPÖ, vertreten durch Klubobmann Maximilian Krauss, geht noch einen Schritt weiter und kritisiert die Verantwortungslosigkeit von Bildungsstadtrat Wiederkehr. Krauss wirft ihm vor, dem Familiennachzug „schweigend zugesehen“ und die Auswirkungen auf das Bildungssystem nicht bedacht zu haben. „Wiederkehr gehört abgesetzt“, fordert er und sieht die Verantwortung für das Versagen im Bildungsbereich bei der Stadtregierung und Bürgermeister Ludwig.