Umfrage: Halb Deutschland kann sich eine Regierung mit der AfD vorstellen
Eine neue Umfrage zeigt, dass fast die Hälfte der Deutschen eine AfD-Regierungsbeteiligung für „akzeptabel“ hält. Im Osten ist es eine Mehrheit.
Berlin. – Die Alternative für Deutschland (AfD) ist aus den Landtagswahlen in Bayern und Hessen als stärkste Oppositionskraft hervorgegangen. Nun hat das Meinungsforschungsinstitut Civey im Auftrag des Spiegel gefragt, für wie viele Deutsche eine Regierungsbeteiligung der AfD „akzeptabel“ wäre. 47 Prozent der Befragten können sich eine Regierung mit AfD-Beteiligung vorstellen.
Mehrheit ohne AfD im Osten schwierig
In Ostdeutschland würde der Umfrage zufolge eine Mehrheit von 55 Prozent der Befragten eine Landesregierung mit AfD-Beteiligung akzeptieren. Im Westen sind es 44 Prozent. Im kommenden Jahr stehen in Thüringen, Brandenburg und Sachsen Landtagswahlen an. Laut Umfragen von infratest dimap ist die AfD derzeit in Brandenburg und Thüringen stärkste Kraft. In Thüringen liegt die Partei bei 34 Prozent, in Brandenburg bei 32 Prozent. In Sachsen liegt die AfD in einer INSA-Umfrage mit 37 Prozent weit vor der CDU mit 29 Prozent. Sollten sich diese Umfrageergebnisse bei den Wahlen in Sachsen und Thüringen am 1. September 2024 und in Brandenburg am 22. September 2024 in Wahlergebnissen niederschlagen, wäre es schwierig, eine Mehrheit ohne die AfD zu organisieren. In Thüringen müsste die CDU ihr Verhältnis zur Linkspartei von Ministerpräsident Bodo Ramelow überdenken. Dort lag die Linke in Umfragen zuletzt bei 20 Prozent. Die Bundes-CDU hat derzeit einen „Unvereinbarkeitsbeschluss“ mit der AfD und der Linken.
In Thüringen wäre also ohne CDU und Linke keine Mehrheit gegen die AfD zu organisieren. Ähnlich könnte es in Sachsen aussehen. In Brandenburg könnte es für eine wackelige Viererkoalition aus SPD, CDU, Grünen und Freien Wählern reichen. Zusammen kämen sie ebenfalls auf 52 Prozent.
Mehrheit der Österreicher für FPÖ-Regierungsbeteiligung
Ähnliche Entwicklungen sind auch in Österreich zu beobachten. Erst kürzlich ergab der aktuelle APA/ATV-„Österreich-Trend“ des Meinungsforschers Peter Hajek, dass 54 Prozent der Befragten nicht grundsätzlich gegen eine Regierungsbeteiligung der FPÖ sind, wenn sie einen Partner findet. Hajek sieht darin ein „weiteres Indiz für die Etablierung der FPÖ“. Die Blauen profitierten laut Hajek auch von der anhaltend hohen Unzufriedenheit mit der Arbeit der Bundesregierung. 70 Prozent der Befragten sind mit der Arbeit der türkis-grünen Koalition „wenig“ bis „gar nicht zufrieden“. Dem stehen vier Prozent „sehr zufrieden“ und 23 Prozent „eher zufrieden“ gegenüber.