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Deutschlands Achillesferse: Die strategische Abhängigkeit von Chinas Seltenen Erden

China stoppt den Export Seltener Erden nach Deutschland – mit dramatischen Folgen für Industrie, Wachstum und Arbeitsplätze. Jurij Kofner zeigt: Nur ein radikaler Kurswechsel in der Rohstoffpolitik kann die wirtschaftliche Souveränität sichern.

Jurij Kofner
Kommentar von
19.4.2025
/
4 Minuten Lesezeit
Deutschlands Achillesferse: Die strategische Abhängigkeit von Chinas Seltenen Erden

Abbau von Seltenen Erden in der Bayan-Obo-Mine im Autonomen Gebiet Innere Mongolei in China. (Symbolbild)

© IMAGO / Xinhua

Im eskalierenden Handelskonflikt zwischen den Vereinigten Staaten und China hat Peking eine neue Eskalationsstufe erreicht. Als direkte Reaktion auf die von Donald Trump angekündigte Zollerhöhung um 125 Prozent stoppt die Volksrepublik nun die Ausfuhr Seltener Erden, einschließlich Magnete und Verbindungen, in drei ausgewählte Zielländer: die USA, Japan – und Deutschland. Die politische Botschaft ist eindeutig: Auch Deutschland wird im globalen Wettbewerb nicht mehr als neutraler Akteur betrachtet, sondern als transatlantischer Vasall und somit auch als geostrategischer Rivale. Für die Bundesrepublik ist dieser Schritt weitaus mehr als eine diplomatische Unfreundlichkeit. Es ist ein wirtschaftspolitischer Schock mit weitreichenden Folgen.

Ohne Seltene Erden kein Industrieland

Seltene Erden wie Neodym, Dysprosium, Yttrium, Europium oder Lanthan sind keine Nischenmetalle – sie sind Schlüsselkomponenten für nahezu jede moderne Technologie: Elektromotoren, Katalysatoren, Windkraftanlagen, Batterien, LED-Leuchten, Triebwerke, Laser, Kameras, Glasveredelung und Medizintechnik. Die deutsche Industrie – insbesondere Automobilbau, Maschinenbau und Elektronik – ist auf diese Materialien zwingend angewiesen. Ein Ausfall der Lieferkette ist kurzfristig nicht kompensierbar.

Allein im Jahr 2023 belief sich der deutsche Bedarf an Seltenen Erden auf rund 6.000 Tonnen – vollständig durch Importe gedeckt. Etwa 95 Prozent dieser Lieferungen kommen aus China. Diese massive Abhängigkeit ist kein Betriebsunfall, sondern Ergebnis jahrelanger strategischer Versäumnisse in Berlin und Brüssel.

Die Zahlen sind alarmierend: 1,3 Millionen Beschäftigte in Deutschland arbeiten in Bereichen, die auf selten-erd-haltige Komponenten angewiesen sind. Das entspricht 17 Prozent aller Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe. Der volkswirtschaftliche Produktionswert dieser Industrien liegt bei über 500 Milliarden Euro, ihre direkte Wertschöpfung bei rund 161 Milliarden Euro. Die Seltenen Erden sind damit kein Randthema, sondern ein zentraler Faktor für Wachstum, Wohlstand und Beschäftigung.

Ein politisches Risiko mit realwirtschaftlichen Folgen

Ausfuhrstopps bei Seltenen Erden sind kein neues Thema. Bereits 2010 setzte Peking Exportbeschränkungen gegenüber Japan ein. Auch binnenwirtschaftliche Störungen – etwa „pandemie“-bedingte Hafenschließungen oder energiepolitisch motivierte Produktionsstopps – haben in der Vergangenheit zu massiven Unterbrechungen der Lieferketten geführt.

Ein erneuter Angebotsstopp birgt das reale Risiko eines ökonomischen Schocks. Modellrechnungen gehen von einem Rückgang des deutschen Bruttoinlandsprodukts um bis zu vier Prozent aus – ein Niveau, das dem wirtschaftlichen Einbruch während der Coronajahre gleichkommt.

Kurzfristig verhandeln – langfristig strategisch denken

Kurzfristig bleibt der Bundesregierung keine andere Möglichkeit, als das Gespräch mit Peking zu suchen. Ziel muss es sein, eine temporäre Ausnahmeregelung für Deutschland und die EU zu erreichen. Dazu gehören klare Zusagen hinsichtlich des Endverbleibs der Produkte – etwa ein Verzicht auf den Re-Export in die Vereinigten Staaten. Solche Vereinbarungen mögen unbequem erscheinen, sie sind aber notwendig, um größeren wirtschaftlichen Schaden abzuwenden.

Die eigentliche Herausforderung liegt jedoch auf struktureller Ebene. Deutschland muss eine strategische Rohstoffpolitik entwickeln, die nicht nur auf Versorgungssicherheit, sondern auch auf Resilienz und Souveränität abzielt. Drei Handlungsfelder stehen dabei im Zentrum.

Diversifizierung und Entbürokratisierung

Die Importstrategie muss neu ausgerichtet werden. Das deutsche Lieferkettengesetz sowie die entsprechende EU-Richtlinie sind verheerende Handels- und Investitionsbremsen. Ihre Auflagen erzeugen einen bürokratischen Mehraufwand, der es europäischen Unternehmen erschwert, mit chinesischen oder US-amerikanischen Wettbewerbern Schritt zu halten. Eine ersatzlose Streichung dieser Vorschriften ist ein notwendiger erster Schritt.

Der geplante Rohstofffonds der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ist ein Ansatz mit Potenzial, bleibt aber unterdimensioniert. Eine Milliarde Euro bis 2028 ist angesichts der strategischen Bedeutung Seltener Erden nicht mehr als ein symbolischer Beitrag. Erforderlich wäre eine deutliche Aufstockung auf mindestens fünf Milliarden Euro – finanziert durch Umschichtungen im Bundeshaushalt, etwa durch Kürzungen bei Asylprogrammen oder „grünen“ Subventionen.

Zudem muss der Fonds flexibel agieren können. Der Ausschluss von Projekten in Ländern wie Russland – trotz immenser Seltenerdreserven – ist politisch motiviert und wirtschaftlich kontraproduktiv. Die deutsche Versorgungssicherheit darf nicht vom transatlantischen Unterwerfungskurs der Außenpolitik abhängig gemacht werden.

Strategische Partnerschaften und Lagerhaltung

Deutschland sollte gezielt Rohstoffpartnerschaften mit allen relevanten Rohstoffländern wie Kanada, Australien, Brasilien, Indien und Russland eingehen. Parallel dazu ist der Aufbau nationaler Lagerstätten von Seltenen Erden zu forcieren. Eine dezentrale Lagerstruktur, gefördert durch die Bundesländer, erleichtert nicht nur die Versorgung im Krisenfall, sondern stärkt auch die nationale Krisenvorsorge.

Auch in Deutschland existieren potenziell wirtschaftlich nutzbare Lagerstätten – insbesondere in Sachsen und Bayern. Das geschätzte jährliche Förderpotenzial liegt bei rund 500 Tonnen. Bislang jedoch scheitern Exploration und Abbau an wirtschaftlichen Hemmnissen, langwierigen Genehmigungsverfahren und klimapolitischen Auflagen.

Der KfW-Fonds sollte daher auch geologische Vorhaben in Deutschland fördern und eine Aufbereitung im Inland ermöglichen – befreit von CO₂-Abgaben, Wasserstoffpflichten und regulatorischem Dirigismus. Entscheidende Voraussetzung ist eine Beschleunigung der Genehmigungsverfahren auf international wettbewerbsfähiges Niveau: maximal zwei Jahre statt der derzeit üblichen zehn bis fünfzehn.

Recycling: Der schlafende Riese der Rohstoffpolitik

Ein bislang weitgehend ungenutztes Potenzial liegt im systematischen Recycling Seltener Erden. Derzeit liegt die Rückgewinnungsquote in Deutschland bei unter fünf Prozent – ein ökonomischer und ökologischer Missstand, den sich ein Hochtechnologiestandort nicht länger leisten kann. Die in ausgedienten Magneten, Leuchtmitteln oder Elektronikbauteilen enthaltenen Rohstoffe werden vielfach schlicht entsorgt oder ins Ausland exportiert.

Dabei existieren längst marktreife Technologien zur Rückgewinnung. Das Heraeus-Werk in Sachsen-Anhalt demonstriert dies eindrucksvoll: Bis zu 1.200 Tonnen Seltene Erden können dort jährlich ohne jegliche Importabhängigkeit recycelt werden – ressourcenschonend, effizient und innerhalb Europas.

Es liegt im staatlichen Interesse, solche Vorhaben aktiv zu fördern. Dazu gehört die Befreiung von der CO₂-Bepreisung ebenso wie eine grundlegende Beschleunigung der Genehmigungsverfahren. Investitionen in Forschung und Entwicklung – etwa in Programme wie SUSMAGPRO, REEsilience oder Biomining – müssen nicht primär als PR-Instrumente genutzt werden, sondern als Bestandteil einer langfristigen rohstoffstrategischen Agenda. Nur so lässt sich die technologische Souveränität Deutschlands nachhaltig sichern. 

Fazit: Strategische Souveränität statt Abhängigkeit

Die deutsche Importpolitik von Seltenen Erden offenbart eine strategische Verwundbarkeit, die in Berlin über Jahre hinweg ignoriert wurde. Es ist höchste Zeit, rohstoffpolitisch umzudenken. Eine souveräne Industriepolitik darf sich nicht von einer einzigen Macht abhängig machen – egal ob USA oder China. Wer morgen noch Industriepolitik gestalten will, muss heute die Voraussetzungen für Versorgungssicherheit schaffen: strategisch, pragmatisch – und ohne ideologische Scheuklappen.

Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der Freilich-Redaktion.
Über den Autor
Jurij Kofner

Jurij Kofner

Jurij C. Kofner ist gebürtiger Münchner und arbeitet als Ökonom beim Miwi Institut. Zudem ist er als Fachreferent für Wirtschaft, Energie und Digitales bei der AfD-Fraktion im Bayerischen Landtag angestellt.

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