Österreich: Längste Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg
Österreich befindet sich in der längsten Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg. Im dritten Jahr in Folge schrumpft die Wirtschaft – und ein Ende ist nicht in Sicht.
Wirtschaftsexperten rechnen erst im kommenden Jahr wieder mit einem Wirtschaftswachstum. (Symbolbild)
© IMAGO / PanthermediaWien. – Die österreichische Wirtschaft befindet sich das dritte Jahr in Folge in einer Rezession – die längste wirtschaftliche Schrumpfungsphase seit dem Zweiten Weltkrieg. Laut einer Prognose des österreichischen Wirtschaftsforschungsinstituts WIFO vom 27. März wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2025 um 0,3 Prozent sinken. Erst 2026 rechnen die Ökonomen wieder mit einem Wachstum von 1,2 Prozent.
Längste Rezession der Zweiten Republik
„Die Binnenwirtschaft wird die längste Rezession der Zweiten Republik bis Mitte 2025 überwinden. Die Intensität der Erholung hängt jedoch maßgeblich vom unsicheren internationalen Umfeld ab“, so Marcus Scheiblecker, Co-Autor der WIFO-Konjunkturprognose.
WIFO-Direktor Gabriel Felbermayr schloss bei einer Pressekonferenz am selben Tag nicht aus, dass es auch 2026 noch eine Rezession geben könnte. „Wenn wir ernsthafte Reformen umsetzen, können wir ein viertes Jahr der Rezession vermeiden“, betonte Felbermayr und forderte von der Regierung entschlossene Maßnahmen zur Verbesserung des Wirtschaftsklimas.
Bau- und Investitionstätigkeit weiter rückläufig
Die Bauwirtschaft und die realen Investitionen dürften bis 2025 weiter zurückgehen. Bereits 2023 schrumpfte die österreichische Wirtschaft um 0,8 Prozent, gefolgt von einem Rückgang um 1,2 Prozent im Jahr 2024. Damit ist Österreich laut dem Think Tank Agenda Austria das wirtschaftliche Schlusslicht im Euroraum.
Arbeitsmarkt stabil, aber weniger Arbeitsstunden
Trotz der schwachen Konjunktur ist die Beschäftigung bisher relativ stabil geblieben. Allerdings ist die durchschnittliche Arbeitszeit pro Arbeitsplatz im Jahr 2024 deutlich zurückgegangen, und dieser Trend dürfte sich im Jahr 2025 fortsetzen.
Experten sehen den stark progressiven Steuertarif und das großzügige Sozialsystem als Anreize für Teilzeitarbeit. Gleichzeitig steigt der Anteil der Beamten. Wie aus Daten der Statistikbehörde hervorgeht, die das Nachrichtenportal Selektiv am 18. März veröffentlichte, gingen in den Jahren 2023 und 2024 rund 57.000 Arbeitsplätze im Privatsektor verloren, während im öffentlichen Dienst 70.000 neue Stellen geschaffen wurden. Seit 2006 ist die Zahl der Beschäftigten im öffentlichen Sektor um 40 Prozent gestiegen, während die Beschäftigung in der Industrie weitgehend stagnierte.
Haushaltsdefizit könnte Defizitverfahren auslösen
Die schwache Wirtschaftslage belastet auch den Staatshaushalt. Österreich droht ein Defizitverfahren der Europäischen Union, da das Haushaltsdefizit die Maastricht-Grenze von drei Prozent des BIP überschreiten könnte.
Am 24. März wurde bekannt, dass die neue Regierung aus ÖVP, SPÖ und NEOS drastischer sparen muss als erwartet: Statt der ursprünglich geplanten sechs Milliarden Euro müssen nun 12 Milliarden Euro eingespart werden. Eine weitere Verschlechterung der Wirtschaftslage würde das Haushaltsloch noch vergrößern.