Wirtschaftskrise: Während der Staat neue Stellen schafft, baut die Privatwirtschaft ab
Industrie in der Krise, öffentlicher Dienst im Aufschwung: Während die Wirtschaft schwächelt, boomt der öffentliche Sektor. Was bedeutet dies für die Zukunft des Arbeitsmarktes?
Berlin. – Inmitten der anhaltenden Wirtschaftskrise zeichnet sich auf dem Arbeitsmarkt ein auffälliger Trend ab: Während die Industrie immer mehr Arbeitsplätze abbaut, verzeichnet der öffentliche Sektor ein bemerkenswertes Wachstum. Die Situation spiegelt eine Kluft wider, die sowohl die Herausforderungen als auch die Chancen auf dem aktuellen Arbeitsmarkt verdeutlicht. Die Bild berichtete zuerst.
Der aktuelle Monatsbericht der Bundesagentur für Arbeit zeigt einen besorgniserregenden Rückgang in der Industrie. Im Vergleich zum Vorjahr hat das verarbeitende Gewerbe 62.000 Arbeitsplätze verloren. Besonders betroffen ist auch die Zeitarbeitsbranche, die mit einem Rückgang von 76.000 Arbeitsplätzen zu kämpfen hat. Auch andere Branchen sind betroffen: Im Baugewerbe und in der Metall-, Elektro- und Stahlindustrie gingen 27.000 bzw. 22.000 Arbeitsplätze verloren.
Wachstum im öffentlichen Dienst
Im Gegensatz zur Industrie verzeichnet der öffentliche Sektor einen deutlichen Beschäftigungszuwachs. Allein im Bereich der öffentlichen Verwaltung stieg die Zahl der Beschäftigten um 48.000. Auch in den Bereichen Pflege, Soziales und Gesundheit gab es deutliche Zuwächse: 50.000 zusätzliche Arbeitsplätze im Sozialwesen und 58.000 im Gesundheitswesen. Diese Entwicklungen, die zu einem großen Teil von der öffentlichen Hand finanziert werden, spiegeln sich auch in den Zahlen für Erziehung und Unterricht wider, wo ein Zuwachs von 31.000 Beschäftigten zu verzeichnen ist.
Langfristiger Trend: Wachstum im öffentlichen Dienst
Das Handelsblatt berichtete, dass in den vergangenen Jahren ein Großteil der neuen Jobs im öffentlichen Dienst entstanden ist. Seit dem letzten Quartal 2019 ist die Beschäftigung im Bereich „Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit“ um 819.000 Personen gestiegen, während im Verarbeitenden Gewerbe ein Rückgang um 289.000 Personen zu verzeichnen war.
Die Wirtschaftskrise wirkt sich auch auf die Kurzarbeit aus. Das Ifo-Institut meldet für August einen Anstieg auf 14,3 Prozent der Unternehmen in der Industrie, die Kurzarbeit angemeldet haben, gegenüber 12,5 Prozent im Mai. Besonders betroffen sind die Möbelhersteller (29,2 Prozent), die Metallerzeugung (27,7 Prozent), die Hersteller von elektrischen Ausrüstungen (23,1 Prozent), der Maschinenbau (19,8 Prozent) und der Fahrzeugbau (19,3 Prozent). Auch die Zahl der Insolvenzen ist gestiegen (FREILICH berichtete), während die Industrie unter Auftragsrückgängen leidet (FREILICH berichtete). Vor allem Volkswagen ist in einer Schieflage (FREILICH berichtete).