Deutschland verzeichnet Rekordzuwanderung von Fachkräften
Die Zahl ausländischer Arbeitskräfte und Studenten in Deutschland steigt rasant, doch der Bedarf bleibt hoch. Die Bundesregierung setzt deshalb auf Digitalisierung und Willkommenskultur, um noch mehr Zuwanderung zu fördern.
Berlin. – Seit der Einführung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes im November 2023 hat sich Deutschland als attraktives Ziel für ausländische Fachkräfte etabliert. Im ersten Jahr wurden rund 200.000 Visa zu Erwerbszwecken erteilt – ein Plus von über zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr. Besonders dynamisch ist der Zuzug von Studenten aus Drittstaaten, Auszubildenden und Personen, die ihre ausländischen Abschlüsse anerkennen lassen wollen. Die Visazahlen sind in diesem Bereich um über 20 Prozent bei Studenten aus Drittstaaten, um zwei Drittel bei Auszubildenden und um knapp 50 Prozent bei Maßnahmen zur Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen gestiegen. „Die Zahlen zeigen, dass die Veränderungen wirken. Fachkräfte können jetzt schneller nach Deutschland kommen und durchstarten“, betonte Bundesinnenministerin Nancy Faeser.
Chancenkarte als „Perspektive“
Mit der Einführung der Chancenkarte sei es erstmals möglich, allein aufgrund von Berufserfahrung nach Deutschland einzuwandern. Faeser erklärte, das Gesetz schaffe Perspektiven für „Menschen mit Erfahrung und Potenzial“, die nun „schneller und einfacher einen passenden Job finden und mit anpacken“. Zudem seien bürokratische Hürden abgebaut worden.
Die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften bleibt allerdings hoch. Im zweiten Quartal 2024 gab es rund 1,34 Millionen offene Stellen, was auf die demografische Entwicklung am Arbeitsmarkt zurückzuführen ist. Neben inländischen Maßnahmen wie der Förderung von Frauen und Älteren sei Zuwanderung unverzichtbar. „Unsere Wirtschaft braucht qualifizierte Fachkräfte“, betonte Arbeitsminister Hubertus Heil.
Digitalisierung schafft Effizienz
Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist die Digitalisierung der Einwanderungsverfahren. Seit 2023 können wichtige Visa online beantragt werden – bis Anfang 2025 soll dies weltweit möglich sein. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock betonte, dass die Umstellung einer „bürokratischen Revolution“ gleichkomme. „Indem Anträge endlich online gestellt, lange Postlaufzeiten und Wartezeiten eingespart und Beteiligungsprozesse effizienter werden, stärken wir nicht nur Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Werben um die klügsten Köpfe, sondern sichern auch den Wirtschaftsstandort Deutschland“, sagte sie.
Erhebliche Beschäftigungssteigerung durch Zuwanderung
Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung ist in den letzten fünf Jahren um 1,6 Millionen gestiegen, davon entfallen 89 Prozent auf ausländische Arbeitnehmer. „Das Gesetz wirkt, die Visaerteilung und die Beratungsgespräche im Ausland sind auf Rekordniveau“, sagte Heil. Ohne die Zuwanderung wäre es bis Ende 2023 zu einem Rückgang der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung gekommen.
Trotz der Erfolge gebe es noch viel zu tun. Faeser betonte, es gehe nun darum, „für unser modernes Land zu werben und die Verfahren hier noch digitaler und schneller zu machen“. Baerbock ergänzte, Deutschland brauche jährlich 400.000 Fachkräfte, um Lücken zu schließen und den Wirtschaftsstandort zu stärken. Die Bundesregierung plant, die zentrale Bearbeitung von Visaanträgen weiter auszubauen und die Digitalisierung voranzutreiben.
„Bürokratische Hürden aus dem Weg geräumt“
Neben rechtlichen Rahmenbedingungen setzt die Regierung auf eine Willkommenskultur. Dies sei „eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, so Faeser. Baerbock betonte, dass die Bündelung der Antragsbearbeitung im Bundesamt für Auswärtige Angelegenheiten in Brandenburg an der Havel ein zentraler Schritt zur Verfahrensbeschleunigung sei. Die Bundesregierung ist überzeugt, dass das reformierte Einwanderungsrecht langfristig den Wohlstand sichert. „Hochqualifizierte Fachkräfte bringen unser Land voran“, fasste Heil zusammen.