Bundesregierung zahlte 1,5 Millionen Euro an Mainstream-Journalisten
Nach einer parlamentarischen Anfrage veröffentlichte die Bundesregierung eine Liste mit in der Vergangenheit engagierten Journalisten. Diese befanden sich häufig in einem Dienstverhältnis bei den öffentlich rechtlichen Medien.
Berlin. - Durch eine Anfrage der AfD-Bundestagsabgeordneten Martin Renner, Dr. Marc Jongen und Dr. Götz Frömming war die Bundesregierung gezwungen, die Honorare der Bundesministerien für Auftritte bei Moderationen, Podiumsdiskussionen oder Medientrainings offenzulegen. Hierbei ist besonders die ehemalige tagesschau-Moderatorin Linda Zervakis in den Fokus geraten. Diese hatte laut Recherche des pleitetickers in den letzten Jahren mehrere zehntausend Euro für diverse kleinere Aufträge von den Ministerien der Bundesregierung kassiert. Während ihrer Zeit als Moderatorin der ARD-Tagesschau erhielt sie vom Bundeskanzleramt ein Honorar für die Moderation des Nationalen Integrationspreises in den Jahren 2018 bis 2020. Insgesamt werden die Einnahmen von Zervakis für Moderationen in Gremien der Bundesregierung auf über 20.000 Euro geschätzt.
Nähe zu Regierungsvertretern
Die Honorare für die Moderationen von Zervakis sind vor dem Hintergrund brisant, dass es immer wieder Diskussionen über eine zu große Nähe von Journalisten zu Regierungsvertretern und eine mangelnde Neutralität von Journalisten gibt. Zuletzt war zum Beispiel der ARD-Journalist Michael Stempfle in das Verteidigungsministerium von Boris Pistorius (SPD) gewechselt, nachdem er diesen zuvor in einem Beitrag auf tagesschau.de über den grünen Klee gelobt hatte.
Außerdem gibt es einen weiteren Namen auf der anonymisierten Liste: „Journalist 73“ bekam zwischen 2018 und 2023 insgesamt 16 Aufträge aus den Kreisen der Bundesregierung und wird von dieser als „freie Journalistin“ ausgewiesen. Zuletzt moderierte dieser „Journalist 73“ eine Veranstaltung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung im Jahr 2022 und wurde dort als ARD-Journalist vermerkt. Das BMBF hat in diesen Jahren 46 Aufträge vergeben, für die es insgesamt Ausgaben in Höhe von 200.000 Euro getätigt hat. Dies entspricht einem durchschnittlichen Aufwand von ca. 4.300 Euro pro Auftrag. Allein acht dieser Aufträge gingen an Journalist 73. Es scheint, als sei man im Ministerium mit dessen Arbeit zufrieden gewesen. Besonders angesichts der anhaltenden Medienskandale wirkt dieser Sachverhalt mehr wie ein Netzwerk, denn eine ungewollte Häufung.