Schweiz: Droht Patrioten Haft wegen „Familie statt Genderideologie“-Banners?
Gegen die Anführer der patriotischen Gruppierung „Junge Tat“ läuft seit Jahren ein Ermittlungsverfahren. Nun droht die Anklage. Die Betroffenen halten die Vorwürfe für absurd.
Aktivisten der „Jungen Tat” bei einer Aktion gegen die Dragqueen-Storyhour in Zürich im Jahr 2022.
© Junge TatZürich. – Die Zürcher Justiz ermittelt seit knapp drei Jahren gegen Tobias Lingg (23) und Manuel Corchia (24), die beiden Leiter der patriotischen Gruppierung „Junge Tat“. „Die Staatsanwaltschaft beabsichtigt, Anklage zu erheben“, bestätigte ein Sprecher gegenüber Blick. Bereits in den kommenden Tagen könnte die Anklage erfolgen.
Lange Liste an Vorwürfen
Ende 2024 hat die Staatsanwaltschaft bereits Strafbefehle gegen sechs weitere Mitglieder der „Jungen Tat” verhängt. Den Betroffenen werden unter anderem Rassendiskriminierung, Nötigung, Sachbeschädigung, das Abhören fremder Gespräche, die Störung der Glaubens- und Kultusfreiheit, Landfriedensbruch, Verstöße gegen das Sprengstoffgesetz, die Hinderung von Amtshandlungen und illegale Vermummung vorgeworfen, wie Blick berichtet. Die Geldstrafen summieren sich auf 70.000 Franken. Alle Betroffenen haben Einspruch erhoben.
Aktionen und Auftritte
Lingg und Corchia könnten höhere Strafen drohen. Die beiden sollen dabei gewesen sein, als deutsche Aktivisten im Februar 2023 vor einer Asylunterkunft in Bayern demonstrierten. Auch bei einer Aktion gegen einen Pride-Gottesdienst im Jahr 2022 in Zürich sowie bei einem Auftritt mit Rauchfackeln bei einer Dragqueen-Storyhour im Tanzhaus sollen sie beteiligt gewesen sein. Erst vor wenigen Wochen reisten Lingg und Corchia zu einer Demonstration in Wien, bei der sie gemeinsam mit den Identitären um Martin Sellner auftraten.
Kritik und eigene Darstellung
In der Vergangenheit reagierte die „Junge Tat“ auf die Strafbefehle mit den Worten, es handele sich um „haltlose Anschuldigungen“ und eine „Beschneidung der Meinungsfreiheit“. Lingg selbst kommentierte die laufenden Ermittlungen auf X: „Werden Manuel Corchia und ich die Ersten sein, die wegen ‚Familie statt Genderideologie‘- oder ‚Es gibt nur zwei Geschlechter‘-Bannern ins Gefängnis wandern?“