Das blaue Wunder naht – Gewinnt die AfD die Bundestagswahl doch noch?

In knapp zwei Wochen wählt Deutschland einen neuen Bundestag. Dabei könnte die AfD die CDU überholen, meint Niklas Lotz in seinem Kommentar für FREILICH. Dafür würden einige Indikatoren sprechen.

Kommentar von
6.2.2025
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3 Minuten Lesezeit
Das blaue Wunder naht – Gewinnt die AfD die Bundestagswahl doch noch?

Die AfD punktet bei vielen Wählern auch mit Alice Weidel als Kanzlerkandidatin.

© IMAGO / HMB-Media

Wenn man bedenkt, dass die AfD bei der letzten Bundestagswahl lediglich etwas über zehn Prozent der Stimmen holte, dann wäre auch ein Wahlergebnis von 19 Prozent oder von 20 Prozent mehr als nur ein großer Erfolg für die Partei. Bundesweit Platz 1 holen – das ist für die meisten eine Utopie, für welche die Zeit einfach noch nicht gekommen zu sein scheint. Es gibt allerdings jetzt kurz vor der Wahl einige Indikatoren, die dafürsprechen, dass die AfD auf den letzten Metern noch die CDU überholen könnte. Und eines sei schon einmal vorweggesagt: Sollte Friedrich Merz diesen Text hier zu Gesicht bekommen, dürfte er seine letzten Haare auch noch verlieren.

Aufschwung in den Umfragen

Beginnen wir mit dem Aufschwung der AfD, welcher wohl eines der validesten Argumente für einen Platz 1 der AfD ist. In der neuen YouGov-Umfrage liegt die AfD bei 23 Prozent bundesweit, die CDU nur noch bei 29 Prozent bundesweit. Die Alternative für Deutschland hat also den Abstand auf die CDU auf lediglich sechs Prozentpunkte reduzieren können. Das ist in dem Sinne beachtlich, dass der Vorsprung der CDU vor wenigen Monaten in manchen Umfragen noch fast 20 Prozentunkte betragen hat. Der Trend ist also hier eindeutiger Freund der Weidel-Partei. Würde sich dieser Trend bis zum 23. Februar fortsetzen, würde die AfD die Wahl gewinnen.

Ein weiterer wichtiger Indikator ist die mögliche Wählerwanderung, welche in der aktuellen Ausgangslage sehr der AfD zu Gute kommt. Wären die Grünen auf Platz 1, wäre das für die AfD viel schwieriger, da es so gut wie niemanden gibt, der von den Grünen zur AfD wechselt. Die CDU auf Platz 1 ist allerdings ein dankbarer Gegner, denn die Union blutet schon seit Jahren in Richtung AfD aus. Wenn Wählern die CDU nicht mehr konservativ genug wirkt, ist der wahrscheinlichste Wechsel der zur AfD. Was das in der Praxis bedeutet? Bei aktuell 29 Prozent für die CDU und 23 Prozent für die AfD müssten lediglich drei Prozentpunkte direkt von der CDU zur AfD wechseln und man hätte an der Spitze einen Gleichstand mit 26 Prozent für beide Parteien. Dass die AfD die CDU überholt ist also wesentlich leichter möglich, als es zuerst wirkt.

Wähler bevorzugen das Original

Der ganz frisch dazugekommene und vielleicht wichtigste Indikator ist die neue Taktik von Friedrich Merz, die für ihn zum Bumerang zu werden droht. Merz bespielt massiv das Thema Migration und möchte die AfD rechts überholen. Sein Kalkül dahinter ist vermutlich, die AfD zu schwächen und AfD-Wähler zur CDU zurückzuholen. Er begeht aber einen Fehler, vor dem auch Linke permanent warnen: Die Menschen wählen lieber das Original. Wenn Merz also massiv gegen die aktuelle Ausländerpolitik schießt, gibt ihm ein Großteil der Bevölkerung erstmal recht. Die Partei, die im Kopf der Bürger aber mit „Migration stoppen“ verknüpft ist, ist die AfD und eben nicht die CDU. Mit der CDU verbindet man Merkel, die Massenmigration 2015 und ein Mittragen grüner „Refugees welcome“-Politik in den Bundesländern. Was jetzt also passiert? Merz erhöht mit seinem Gebaren die Aufmerksamkeit für das Thema Migration, dadurch legt aber die AfD zu. Wenn die AfD mit einem Thema die Wahl gewinnen kann, dann mit Migration … Das geben selbst die Gegner der AfD zu.

Die AfD als Möglichkeit

Ein direkt damit verbundener weiterer Indikator für einen AfD-Sieg ist das Thema „Brandmauer“. Friedrich Merz hat mit seiner gemeinsamen Abstimmung mit der AfD die Brandmauer aufgehoben, auch wenn er selbst Gegenteiliges behauptet. Denn: Die Erzählung der CDU war jahrelang, dass eine Stimme für die AfD sowieso verschwendet sei, weil man die AfD bei Abstimmungen eh ausgrenze. Wenn jetzt aber ganz Deutschland sieht, dass gemeinsam mit der AfD abgestimmt wird und die Stimmen der AfD sogar den entscheidenden Unterschied bei der Frage Mehrheit oder nicht machen können, dann hilft das der AfD enorm. Die Alternative wird dann nicht mehr nur als Protestwahl wahrgenommen, sondern als Möglichkeit, im Bundestag aktiv eine Politik durchzusetzen, die endlich einmal nicht links ist. Dass AfD wählen einen realen Einfluss darauf hat welche Gesetze im Bundestag beschlossen werden, dürfte der Partei sehr helfen, neue Wähler zu gewinnen. Auch das hilft enorm beim Überholen der CDU.

Weidel punktet als Kanzlerkandidatin

Der fünfte und letzte Punkt ist tatsächlich Alice Weidel. In der Kanzlerfrage der Institute INSA und Wahlkreisprognose lag Alice Weidel schon mehrfach auf Platz 1. Friedrich Merz hat keine wesentlich höhere Beliebtheit als Alice Weidel und für viele Konservative ist es durchaus vorstellbar, auch Frau Weidel zu wählen. Das wäre nicht bei jedem AfD-Kandidaten so, aber gerade Frau Weidel ist bei wirtschaftsliberalen und wertkonservativen Wählern sehr beliebt. Nicht auszuschließen also, dass auch die Personalie Weidel den Unterschied macht, wer am Ende Platz 1 bei der Bundestagswahl holt.

Natürlich sind all das nur Annahmen und wenn ein blaues „Wunder“ ausbleibt, gewinnt die CDU die Wahl. Aber: Dass die AfD überhaupt eine Chance hat den Sieg zu schaffen, das ist schon die wahre Sensation. Und am Ende wird es egal sein, ob die AfD 20 Prozent oder 25 Prozent hat, das Land wird nach dieser Wahl definitiv weiter nach rechts rücken. Und das ist angesichts der jahrelangen Herrschaft der Linksgrünen als Korrektur dringend nötig.

Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der Freilich-Redaktion.
Über den Autor

Niklas Lotz

Niklas Lotz, Jahrgang 1999, ist vielen vor allem unter seinem Pseudonym Neverfogetniki bekannt. Als freier Journalist und Videoblogger äußert er sich auf seinem YouTube-Kanal mit über 360.000 Abonnenten regelmäßig zu aktuellen politischen Themen.

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