„Jugend muss durch Jugend geführt werden“: AfD-Politiker Kevin Dorow im Visier der Justiz
Nach Dorows Rede beim Gründungskongress der neuen AfD-Jugendorganisation prüft die Staatsanwaltschaft, ob sein Rückgriff auf ein historisches Motto strafrechtlich relevant sein könnte. Dorow selbst weist die Vorwürfe deutlich zurück.
Kevin Dorow sieht sich aktuell mit Vorermittlungen der Staatsanwaltschaft Gießen konfrontiert. Grund ist eine Passage in seiner Rede beim Gründungskongress der Generation Deutschland.
© AfD Schleswig-HolsteinGießen. – Beim Gründungskongress der neuen AfD-Jugendorganisation in Gießen hat eine Passage aus der Rede des Politikers und FREILICH-Autors Kevin Dorow eine Debatte ausgelöst. Ein von ihm wiedergegebenes historisches Motto sorgt nun dafür, dass sich auch die Justiz mit der Äußerung beschäftigt.

Staatsanwaltschaft führt Vorermittlungen
Nach Informationen des Spiegel befasst sich die Staatsanwaltschaft Gießen mit der Frage, ob Dorows Formulierung eine mögliche Strafbarkeit begründen könnte. Grundlage der Überprüfung ist § 86a des Strafgesetzbuches. Dieser stellt das Verwenden von Kennzeichen oder Parolen verfassungswidriger Organisationen unter Strafe und sieht Sanktionen bis hin zu Freiheitsstrafen von drei Jahren vor.
In seiner Bewerbungsrede für den Bundesvorstand der neuen Jugendorganisation bezog sich Dorow auf Thüringens AfD-Landeschef Björn Höcke und sagte: „Wie es Björn Höcke vor wenigen Monaten rezitiert hat: Jugend muss durch Jugend geführt werden, und dieses Prinzip muss unser Leitstern sein.“
Der Ausspruch „Jugend muss durch Jugend geführt werden” geht auf die bündische Jugend und die Wandervogelbewegung in der Weimarer Republik zurück. Dort stand er für das Ideal eigener Entscheidungsräume junger Menschen. Sowohl Dorow als auch Höcke verorten den Slogan in dieser Tradition.
Dorow äußert sich zu Vorwürfen
Dorow hat sich inzwischen auch persönlich zu den Vorwürfen geäußert. „Die Presse ist mal wieder am Durchdrehen“, erklärt er eingangs in seiner Videostellungnahme, die er auf X geteilt hat. Die in der Kritik stehende Formulierung verteidigte er ausdrücklich. Diese sei „in jeder Hinsicht nicht einmal verwerflich“ und eine Aussage, die er auch weiterhin so zu 100 Prozent unterschreibe. „Fakt ist an der Stelle: Die Aussage 'Jugend muss durch Jugend geführt werden' ist inhaltlich zu 100 Prozent korrekt.“ Auch er verwies in seiner Stellungnahme noch einmal auf die Tatsache, dass diese Aussage nicht von der Hitlerjugend stammt, sondern aus der Wandervogelbewegung.
Er rief zu einer nüchternen Betrachtung auf: „Wir müssen an dieser Stelle wirklich mal ganz klar sachlich und nüchtern an die Sache rangehen und sagen, wir lassen uns jetzt hier nicht mehr von der Nazikeule unterkriegen. Wir lassen uns jetzt hier nicht von der Presse in irgendwelche Ecken reindrücken, mit denen wir nichts zu tun haben“, so Dorow. Zudem sprach er davon, dass man den Spieß mal umdrehen und ganz klar auf die Doppelmoral verweisen müsse. Würde man alles verwerfen, was in der NS-Zeit irgendwann berührt wurde, „dann müssten wir Volkswagen dicht machen, dann müssten wir das Strafgesetzbuch überarbeiten (...) und dann müssten wir auch den 1. Mai als Feiertag abschaffen, denn auch der wurde im Dritten Reich eingeführt. Scheint heute aber auch niemanden mehr zu stören.“
In seinem Fazit rief Dorow zu Geschlossenheit auf: „Wir dürfen uns nicht spalten lassen (...). Denn das hier sich nichts anders als mediale und politische Spaltungsversuche, um mal wieder einen Keil in unsere Partei reinzutreiben“. Man müsse die Grenzen des Sagbaren wieder erweitern, „damit die Reeducation, die hier über mehrere Jahrzehnte versucht wurde und leider zu Teilen auch Früchte getragen hat, wieder rückgängig gemacht wird“, mahnt er. „Dafür stehe ich. Ich lasse mich nicht unterkriegen. Wir dürfen uns alle nicht unterkriegen lassen“, so Dorow. Nur Zusammenhalt mache einen stärker. „Und Distanzierung macht uns schwächer.“



