Meinungsforscher: Merz schadet CDU und befeuert AfD
Der Meinungsforscher Manfred Güllner sieht Friedrich Merz nicht als Sympathieträger für seine Partei. Vielmehr schade er ihr und helfe der AfD mit seiner Rhetorik beim Thema Migration und Asyl.
Berlin. – Seit dem Bruch der Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP am 6. November haben sich die Umfragewerte kaum verändert. Die Union liegt stabil bei rund 30 Prozent, gefolgt von der AfD mit rund 20 Prozent. Die Kanzlerpartei SPD kommt nur auf den dritten Platz. Meinungsforscher Manfred Güllner sieht einen wesentlichen Faktor für das Erstarken der AfD: CDU-Chef Friedrich Merz.
Merz als Problem für die Union
Die Wähler hätten bereits nach zwei Jahren Ampelregierung ein negatives Urteil gefällt und daran nichts mehr geändert, so Güllner. „Dabei war das Dreierbündnis anfangs recht beliebt und kam in Umfragen nach der Bundestagswahl 2021 auf noch höhere Werte als bei der Wahl selbst“, stellt er im Gespräch mit dem Standard fest. Dass die Union dennoch nicht stärker von der Unzufriedenheit mit der Regierung profitiere, sei „erschreckend“.
Ein Grund dafür sei Friedrich Merz. „Er ist einfach kein Sympathieträger. Viele Menschen glauben zudem nicht, dass er der bessere Kanzler sein kann“, so Güllner. Aus seiner Sicht wären andere Unionspolitiker besser geeignet gewesen: „Egal, was man vom bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Chef Markus Söder hält: Er und auch Hendrik Wüst wären bessere Kandidaten gewesen als Merz.“ Damit wiederhole sich das Problem von 2021, als die Union mit Armin Laschet den falschen Kanzlerkandidaten aufgestellt habe.
AfD profitiert von Merz' Asylrhetorik
Vor allem seine Fokussierung auf die Asyl- und Migrationspolitik schade der CDU, erklärt der Meinungsforscher: „Merz befeuert die AfD.“ Das Thema Migration helfe vor allem dieser Partei, nicht der Union. „Jetzt reden wieder alle Parteien über Migration, dabei sind die Menschen vor allem besorgt über die wirtschaftliche Lage in Deutschland“, meint Güllner. Der Mittelstand gerate unter Druck, große Unternehmen entließen Mitarbeiter und viele Waren seien im Supermarkt immer noch teuer.
Dabei sei das Thema Migration für viele Bürger zwiespältig: „Die meisten wissen, Deutschland braucht Zuwanderung, sonst gibt es keine Pflegekräfte und keine Busfahrer mehr. Das sagt den Menschen ihr Kopf. Aber mit dem Bauch wollen viele keine Ausländer.“ Deshalb sei es wichtig, mit dem Thema behutsam umzugehen und es im Konsens der demokratischen Parteien zu behandeln. „Aber Merz macht es zu einem kontroversen Thema.“ Ob die AfD gar als stärkste Kraft aus der nächsten Wahl hervorgehen könnte, glaubt Güllner nicht: „Das halte ich für ausgeschlossen.“ Dennoch räumt er ein: „Aber zulegen kann sie aufgrund dieser Debatte schon noch.“