Freilich #35: Und tschüss!

Umfrage: ÖVP kämpft mit massivem Imageverlust

Das Vertrauen in die ÖVP bröckelt massiv: Die Mehrheit der Österreicher sieht die Partei als zerstritten, skandalbelastet und ohne Zukunftsideen. Selbst früherer Kernkompetenzen wie Wirtschaft oder Familienpolitik wird kaum noch geglaubt.

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Umfrage: ÖVP kämpft mit massivem Imageverlust

Aktuell kann die ÖVP auch in einigen ihrer ehemaligen Kernbereiche nicht mehr punkten.

© IMAGO / Political-Moments

Wien. – In der aktuellen Market-Umfrage für den Standard wird ÖVP-Chef Christian Stocker im direkten Vergleich mit dem SPÖ-Vorsitzenden Andreas Babler von 29 Prozent der Befragten als klar überlegen eingestuft, weitere 18 Prozent sehen ihn überwiegend vorn. Doch 30 Prozent halten Stocker für kaum oder gar nicht überlegen und jeder Vierte hat keine Meinung. Ein Rückblick auf das Jahr 2019 zeigt, wie stark der Absturz ist: Damals sahen noch 54 Prozent Sebastian Kurz im Vorteil gegenüber Pamela Rendi-Wagner (ehemals SPÖ).

Fragt man nach einem direkten Vergleich mit FPÖ-Chef Herbert Kickl, verschlechtert sich das Bild deutlich: 28 Prozent trauen Stocker den Vergleich nicht zu, 13 Prozent äußern Zweifel. Nur 24 Prozent glauben völlig und 12 Prozent eher, dass er stark genug für ein Duell mit Kickl ist.

Zweifel an Führungsqualitäten

Als Stärken Stockers werden Erfahrung, Verhandlungsgeschick und die Nähe zur eigenen Wählerschaft genannt. Doch nur acht Prozent trauen ihm zu, Wahlen zu gewinnen. Zum Vergleich: Sebastian Kurz erreichte 2019 53 Prozent.

Zudem wird deutlich angezweifelt, dass Stocker gute Ideen für die Zukunft hat, die Sorgen der Menschen versteht oder die Arbeitnehmer vertritt. David Pfarrhofer, Politikforscher bei Market, erklärte gegenüber dem Standard: „Fairerweise muss man dazusagen, dass seinerzeit auch bei Kurz stark bezweifelt wurde, dass er die Arbeitnehmer gut vertreten könne.“

55 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass sich die ÖVP stärker auf die Interessen von Arbeitnehmern konzentrieren sollte. Diese Erwartung wird besonders von Wählern der Grünen und der FPÖ geäußert.

Skandalimage klebt an der Partei

Ebenfalls 55 Prozent der Befragten teilen die Einschätzung, dass ÖVP-Politiker in zahlreiche Skandale verwickelt sind. „Das Skandalimage haftet der ÖVP immer noch stark an – wir haben das Thema über viele Jahre immer wieder abgefragt. Unter Reinhold Mitterlehner 2016 und Sebastian Kurz 2019 hat nur ein Drittel der Befragten solche Skandalvorwürfe wahrgenommen. Nach dem Rücktritt von Sebastian Kurz ist die Wahrnehmung auf 69 Prozent gestiegen und nun leicht auf 55 Prozent zurückgegangen. Nur 15 Prozent meinen, dass die ÖVP für Anstand in der Politik stehe – als 'sauberes Image' kann man das nicht bezeichnen“, so Pfarrhofer.

ÖVP verliert frühere Stärken

Früher galt die Volkspartei als Wirtschaftspartei. Heute sehen 44 Prozent diese Kompetenz nicht mehr gegeben, nur 32 Prozent halten daran fest. Auch die traditionelle Positionierung als Familienpartei wird nicht mehr geglaubt: 56 Prozent verneinen diese Aussage, nur 20 Prozent stimmen zu. Inhaltlich wird die ÖVP vor allem als proeuropäisch wahrgenommen. 53 Prozent sehen eine klare EU-Orientierung.

Die wohl härteste Diagnose: Nur 15 Prozent sind der Meinung, dass es mit Österreich bergauf geht, wenn die ÖVP in der Regierung ist. 56 Prozent halten das für nicht richtig. Zum Vergleich: 2019 war unter Sebastian Kurz noch eine relative Mehrheit überzeugt, dass die Volkspartei Österreich voranbringen könne.

Für die Zukunft ist der Eindruck von Geschlossenheit entscheidend. Während die eigenen Wähler diesen Eindruck bestätigen, überwiegt in allen anderen Gruppen das Bild einer zerstrittenen Partei. Insbesondere die FPÖ-Wählerschaft kritisiert scharf, dass sich die ÖVP zu sehr ins Privatleben einmische und leistungsorientierte Menschen behindere.

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